Irres Spiel mit unerwartetem Ausgang

Es gibt Fußballspiele, die sind zum Vergessen. Nicht so aber das seit letzter Saison nach langen Jahren wieder aktuelle Hardtwald-Derby zwischen der DJK Ost und dem Karlsruher SV vom vorigen Sonntag. In Erinnerung bleiben wird indessen nicht etwa ein beiderseits hochklassiges fußballerisches Niveau, sondern der dramaturgische Ablauf. Denn nicht nur der souveräne Pfeifenmann Alfons Lutz konnte es sich in der Pause kaum erklären, weshalb die eigentlich klar spielbestimmende Mannschaft schon nach 45 Minuten mit 0:3 so deutlich zurücklag. Ebenso wenig selbstverständlich war aber auch, dass der KSV das Spiel trotz dieses Rückstands noch nicht verloren gab und in der 88. Minute mit einem Kraftakt tatsächlich noch den verdienten 3:3-Ausgleich erzwang. Respekt. Doch innerhalb weniger Sekunden machte sich wieder bittere Enttäuschung breit. Nach dem von niemandem mehr erwarteten 4:3 von Patrick Brehm in der letzten Spielminute war die Gefühlslage auf Seiten der Ostler hingegen umso freudetrunkener. Es gibt Fußballspiele …
Von Beginn an nahm die Truppe von Christian Stumpf das Heft in die Hand und ließ Ball und Gegner laufen. Zumindest bis zum Strafraum, denn das aufmerksame Abwehrverhalten der Gastgeber verhinderte in der ersten halben Stunde erfolgreich jegliche Torchance. Solche hatte trotz der gegnerischen optischen Überlegenheit hingegen die DJK, deren lang gespielte Bälle einige Male für Orientierungsprobleme beim KSV sorgten. So köpfte Julian Sattler schon in der zweiten Minute ans Außennetz. Kurz darauf nahm er das unbeabsichtigte Zuspiel eines KSV-Innenverteidigers dankbar an und sorgte mit einem geschickten Heber aus 18 Metern für die 1:0-Führung (7.). Auch das zweite Tor fädelte der KSV durch unnötigen Ballverlust im Mittelfeld selbst ein. Cosme Grijelmo Olabarria tankte sich dann durch den Strafraum und versenkte die Kugel aus 14 Metern neben dem Pfosten zum 2:0 (14.). Dann prüften Ameed Mousa und Samory Gassama erfolglos KSV-Keeper Kevin Schuster, der glänzend reagierte (28.). Sekunden später lag endlich der Anschlusstreffer in der Luft. Aber auch DJK-Goalie Johannes Pauen zeigte tolle Reflexe, als er den Versuch von Moritz Hartung und den Nachschuss von Christopher Haupt entschärfte (29.). Wenig später verursachten die Gäste einen Freistoß im Mittelfeld – und ließen sich mit einem Bauerntrick übertölpeln. Aus spitzem Winkel traf der spielfreudige Kapitän Sattler neben dem zweiten Pfosten zum viel umjubelten 3:0 (36.). Die KSV-Truppe versuchte es trotz dieses unbegreiflichen Rückstands weiter mit spielerischen Mitteln, bis zur nächsten echten Torchance dauerte es aber trotz anhaltend hoher Ballbesitzquote bis kurz vor dem Pausenpfiff. Nach schönem Spielzug zielte Clemens Panzer knapp aus 16 Metern am Pfosten vorbei (45.).
Nach Wiederbeginn war der KSV sogleich um den Anschluss bemüht. Bei einem Eckball von Timo Gob war dann auch der junge Haupt zur Stelle und drückte aus vier Metern zum 3:1 ein (48.). Man witterte nun Morgenluft und verstärkte die offensive Ausrichtung. Zu viele unnötige Ballverluste brachten trotz guter Ansätze jedoch immer wieder Sand ins Getriebe und Kontergelegenheiten für die Mannen von der Friedrichstaler Allee. Nils Hillebrandts Abschlüsse (53., 56.) waren indessen ebenso wenig bedrohlich wie die Schussversuche von David Glinka (67.) und Marc Eisele (68.). Da es die Gäste ihrerseits so gut wie nicht in den DJK-Strafraum schafften, war mit zunehmender Spieldauer mit einer Resultatsveränderung nicht zu rechnen. Als sich aber ein von der linken Seite getretener Freistoß von Dominique Ollendorff in der 86. Minute zur Überraschung aller aus 30 Metern zum 3:2 in den Torwinkel senkte, kam wieder Spannung auf. Und nur drei Minuten später glückte Christopher Haupt das gleiche Kunststück von der anderen Seite, als dessen Freistoßball zum 3:3-Ausgleich erneut im Tordreieck einschlug (88.). Der verdiente Jubel währte aber nicht lange, denn Sekunden vor Lutzens finalem Pfiff wurden die tapferen, aber in dieser Aktion auch mit einem Hauch von Naivität behafteten KSV-Jungs auf den grausigen Boden der Realität zurück geholt. Wieder einmal konnte der spielstarke Sattler nicht gestellt und dessen Querpass an die Mitte verhindert werden. Aus fast 25 Metern hämmerte der bis dahin nur mit Deckungsaufgaben betraute Brehm relativ unbedrängt den Ball an Freund und Feind vorbei zum 4:3-Siegtreffer ins Netz (90.). Der Jubel bei den Mannen von Willy Hatz war verständlich, aber von KSV-Seite durchaus zu verhindern gewesen.  —H.D.Brumm—

Aufstellung: Schuster – Klodwig, Zürn, Dietrich, Bindereif – Haupt, Khlili Soltani, Kubiak, Hartung – Panzer – Ollendorff
Wechsel: Gob für Kubiak (46.), Wischnewski für Hartung (60.), Gelke für Haupt (60.), Haupt für Khlili Soltani (83.), Kubiak für Klodwig (83.)
SR: Alfons Lutz (SG Stupferich)
Zuschauer: 40
Tore: 1:0 Sattler (7.), 2:0 Grijelma Olabarria (14.), 3:0 Sattler (36.), 3:1 Haupt (48.), 3:2 Ollendorff (86.), 3:3 Haupt (88.), 4:3 Brehm (90.)