Kubiaks Freistoßkunst lässt Hagsfeld verzweifeln.

Der Spitzenreiter setzte seine imponierende Serie auch im Derby beim Hagsfelder Nachbarn mit dem achten Dreier in Folge fort. Die Stumpf-Buben zeigten allerdings nur im ersten Abschnitt das gewohnte spielerische Niveau, auch wenn sie bei den beiden einzigen ASV-Vorstößen einen Rückstand hinnehmen mussten. Dass sie bis zum Halbzeitpfiff das Spiel wieder drehten, spricht für die gute Moral der Waldstädter. In der zweiten Hälfte ließen sie ihr Können dann nur noch sporadisch aufblitzen und hatten gegen die schnörkellos agierenden Gastgeber zeitweise mehr Mühe als erwünscht. Glücklicher Weise haben sie mit Jonas Kubiak aber einen Freistoßschützen in ihren Reihen, der mit zwei Geniestreichen zu günstigen Zeitpunkten einen beruhigenden Zweitore-Vorsprung heraus geschossen hatte. Sehr zum Leidwesen der eifrigen und bis zum Schluss um durchaus mögliche Ergebniskorrektur bemühten Hausherren.

Trotz des schwer bespielbaren Untergrunds an der Tagweide brillierten die Gäste von Beginn an. Schon in der fünften Minute flankte Dennis Bäuerle auf Bjarne Waßmuth, der mit seiner Direktabnahme aus zehn Metern aber den Kasten verfehlte. Wenig später wurde Bäuerles Abschluss bei einem erneuten Solo gerade noch zur Ecke geklärt (7.). Dann wehrte die Hagsfelder Abwehr einen Freistoßball von Waßmuth nicht gut genug ab und Willi Oliveira Schroer nutzte die Gelegenheit, um aus acht Metern abgeklärt zum 0:1 einzunetzen (15.). Ein weiteres Gefahrenmoment im ASV-Strafraum überstanden die Gastgeber unbeschadet (22.). Im direkten Gegenzug kam KSV-Keeper Christian Becker nach einem Steilpass dem anstürmenden Leo Nußbaum gerade noch zuvor (23.). Sekunden später wurde der Schlussmann Opfer eines persönlichen Missgeschicks. Nach einem Rückpass aus den eigenen Reihen rutschte auf dem äußerst glitschigen Geläuf unglücklich aus und beförderte so die Kugel unfreiwillig zu Hagsfelds Kapitän Daniel Deibert. Der hatte keine Mühe, ins leere Tor zum völlig überraschenden 1:1 einzuschieben (24.). Die anschließende Waldstädter Aufarbeitungszeit nutzte der Tabellenzehnte zu einem weiteren Nackenschlag. Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich erlief sich ein ASV-Akteur das vermeintlich ins Aus rollende Spielgerät noch rechtzeitig und flankte ungestört in den Strafraum. Dort nur unzureichend aus der Gefahrenzone befördert, versenkte Jakob Ender den Ball aus 25 Metern zum mehr als umjubelten 2:1-Führungstreffer für den Außenseiter (26.). Die Jungs vom Sportpark waren geschockt, berappelten sich nach kurzzeitiger Verwirrtheit aber allmählich, ohne jedoch das ASV-Tor gefährden zu können. Eine beeindruckende Energieleistung von Waßmuth brachte dann doch den Ausgleich. Nach einem Abschlag setzte er sich an der Mittellinie gegen zwei Gegenspieler durch, ließ sich sprintstark auch auf der linken Außenbahn nicht abschütteln und bediente von der Grundlinie den in Tornähe postierten Matthias Eckert. Dessen kluge Ablage verwertete Laufwunder Daniel Walz kaltschnäuzig zum 2:2 (38.). Das Geschehen war damit wieder auf Anfang gestellt. Und dann kam Kubi. Auf halbrechter Position beförderte er aus rund 35 Metern den Ball schneidig vor´s ASV-Tor, Raphael Manke rutschte das linke Ding über den Handschuh und dann zum 2:3 ins Dreieck (38.). Davon beflügelt prüfte Waßmuth noch vor dem Seitenwechsel die ASV-Abwehr, den Nachschuss setzte Moritz Hartung neben den zweiten Pfosten (45.).

Nach Wiederanpfiff führte sich der neu ins Spiel gekommene Janis Müller gleich vielversprechend ein. Seine Linksflanke köpfte Jonas Klodwig knapp am Kasten vorbei (47.). Wenig später brachte er die Flachvariante nach innen, wo aber gleich zwei KSV-Angreifer am Gerät vorbei rutschten (48.). Dann folgte die erste Lässigkeit bei den Gästen, als man den bissigen Jakob Ender nicht stellen und dessen altbewährten Spitzenkick nicht verhindern konnte. Becker lenkte den Ball mit der Winzigkeit einer Fingerkuppe so eben noch über den Querbalken (53.) Da dies dem guten Schiri Bollheimer entgangen war, korrigierte der KSV-Goalie die ursprüngliche Abstoßentscheidung zu Gunsten der Hausherren. Praktiziertes Fairplay, Respekt. Zumal der daraus resultierende Eckstoß fast erfolgreich gewesen wäre, hätte Christoph Helfenritter nicht vor der Linie geklärt und der Fußballgott so Gerechtigkeit walten lassen (54.). Nach anschließendem Leerlauf auf beiden Seiten gab es dann wieder einen Freistoß für die Nordsternler. Rund vierzig Meter zentral vor dem Hagsfelder Tor, eine wenig aufregende Sache. Eigentlich – denn wenn Kubiak antritt, muss man zumindest auf der Hut sein. Und an manchen Tagen gelingt eben einfach alles. Diesmal hämmerte er den Ball an Mauer und Torwart vorbei in den oberen Torwinkel (62.). Man muss es gesehen haben. Spielstand plötzlich 2:4, respektvoll zurückhaltender Jubel hier, ohnmächtige Verzagtheit dort. So kann Fußball sein. Eine locker dahin gesagte Floskel freilich, wenn man auf der Seite des späteren Siegers steht. Das Spiel war aber noch lange nicht zu Ende. Die Einheimischen gingen engagiert und zielstrebig zu Werke, wobei ihnen der designierte Vorrundenmeister auch den nötigen Raum zugestand. Zwangsläufig war Abwehrarbeit angesagt, Offensivaktionen verpufften schon im Aufbau. Beim ASV kam nach dem 2:4 Oldie Dominik Herdeg, der auch bald den Anschlusstreffer auf dem Schlappen hatte. Wieder ließ man Ender viel Spielraum und dessen Querpass beförderte Herdeg aus zehn Metern über den Balken (69.). Dann verfehlte ein tief angestzter Kopfball von Manuel Kurz den KSV-Torwinkel nur knapp (75.). Wenig später rutsche der Ball über den Scheitel von Stani Frescher ins Aus (80.). Erst in den Schlussminuten hatten die Waldstädter das Match dann im Griff. Bäuerles Schuss war für Manke allerdings kein Problem (85.) und auch ein weiterer Freistoß von Kubiak konnte er wegfausten (86.). In der Nachspielzeit präsentierten sie nochmal einen sehenswerten Angriff. Über mehrere Stationen wurde Beytullah Boran freigespielt, konnte den Ball aber nicht am glänzend reagierenden Manke vorbei bringen (90.+1).

Der erste Teil der Derby-Trilogie fand damit ein für den KSV erfolgreiches Ende. Im kommenden Heimspiel wird der starke Verfolger VSV Büchig den Jungs wieder alles abverlangen. Ergebnis offen. Die Hagsfelder dürfen dagegen mit Seelen-Balsam rechnen. Alles andere als ein Dreier beim GSK erscheint nicht vorstellbar. Und die wenigsten Teams haben einen Freistoßkünstler (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Becker – Klodwig, Kubiak, Helfenritter, Bindereif – Hartung (67. Tobehn), Oliveira Schroer, Walz, Bäuerle – Eckert (76. Germar), Waßmuth (46. Müller, 87. Boran)

Schiedsrichter: Alexander Bollheimer (FC Unteröwisheim)

Tore: 0:1 Oliveira Schroer (15.), 1:1 Deibert (23.), 2:1 Ender (26.), 2:2 Walz (38.), 2:3 Kubiak (42.), 2:4 Kubiak (62.)

Zuschauer: 86