Am Rande des Scheiterns
Die völlig indisponierten KSV-Jungs stellten die wenigen Anhänger auf eine harte Geduldsprobe und verlangten ihnen ein großes Maß an Zuneigung ab. In der regulären Spielzeit war jedenfalls von Favoritenstellung nicht viel erkennbar. Schon während der ersten halben Stunde passten sich die KSV-Akteure dem anfänglichen Schmuddelwetter an, kamen aber trotzdem zu drei, vier Tormöglichkeiten, die für den ATSV-Keeper allerdings nicht allzu schwer zu bereinigen waren. Die Gastgeber selber hatten dann in der 33. Minute ihre erste gute Chance, als Philip Seeger bei einer Maßflanke von Kerem Yildirim per Kopf am glänzend parierenden André Gonther scheiterte. Weitaus weniger zwingend waren auf der Gegenseite die Versuche von Willi Oliveira-Schroer (Schuss weit drüber, 41.) und Jonas Kubiak (Kopfball knapp über die Latte, 43.). So ging es dann torlos in die Pause.
Der Auftakt zur zweiten Hälfte versprach zunächst Besserung, als Daniel Walz schön freigespielt wurde. Michael Müller parierte aber dessen unplatzierten Versuch und auch den Nachschuss von Matthias Eckert (47.). Das KSV-Feuer loderte jedoch nur kurz und die Schludrigkeit hielt wieder Einzug. Trotz höheren Ballbesitzes ließen ungenaue Zuspiele und Ideenlosigkeit im Angriffsverhalten die Kleinsteinbacher zunehmend selbstbewusster werden. Von einem Klassenunterschied war bald nichts mehr zu sehen. Vielmehr agierte der ATSV zielstrebiger und hatte durch Dominik Knab mit einem Drehschuss die erste gute Gelegenheit (50.). Dann war der KSV-Keeper bei einem Kopfball gerade noch zur Stelle (55.). Und schon bei der nächsten Aktion brachte sich die Heim-Elf in Front, als ihm vom A-Ligisten ziemlich viel Raum gelassen wurde. Am Ende durfte Mike Stöckler relativ ungestört von der Grundlinie scharf in den Fünfer flanken, wo Yildirim gedankenschnell zum 1:0 eindrückte (57.). Auch danach glückte den Waldstädtern nicht viel Produktives, was den mutig verteidigenden Gastgebern zu Gute kam. Erst spät brachte eine Standardsituation doch den Ausgleich. Bei einem Walz-Freistoß verlor die Hintermannschaft Kubiak aus den Augen, der mit einem angedeuteten Flugkopfball ins lange Eck für das 1:1 sorgte (81.). Der ATSV schlug indessen sofort zurück. Die Kette von Missgeschicken setzte sich bei der Stumpf-Truppe fort und der quirlige Yildirim ließ die Kugel am Ende etwas glücklich zum ebenso überraschenden wie umjubelten 2:1 über die Linie trudeln (82.). Kurz darauf vergab Seeger bei einem Entlastungsangriff die große Chance, den Vorsprung gar auszubauen (85.). Die KSV-ler gaben sich aber noch nicht geschlagen und warfen alles nach vorne. Und wenig später vermasselten sie den Pfinztälern dann doch noch die fast schon sichere Überraschung. Einen weit geschlagenen Flankenball von Kubiak beförderte Luca Tobehn am zweiten Pfosten eigenwillig in den Torraum, wo Hassan Hout routiniert zum 2:2 vollendete (87.). Sogar der Siegtreffer lag noch in der Luft. Zuerst zielte Eckert knapp übers Gehäuse (88.). Dann stand Müller wieder im Mittelpunkt, als er gegen Kubiak (90.) und Eckert (90.+8) sein Team mit schnellen Reflexen wenigstens noch in die Verlängerung rettete.
Hier war aber schnell klar, dass die Gastgeber zunehmend den Elan und die Kampfkraft der regulären Spielzeit einbüßten. Die Karlsruher suchten gleich die Entscheidung und waren durch Oliveira-Schroer (Kopfball von Müller entschärft, 95.) und Eckert (Schuss knapp vorbei, 97.) schon nah dran. Dann wurde der Versuch des sich dribbelstarken Hout zunächst noch abgeblockt, bis Eckert den zurück prallenden Ball stramm zum 2:3 verarbeitete (99.). Keine zwei Minuten später wurde Hout prima freigespielt, hatte aber gegen Müller erneut das Nachsehen. Und wieder reagierte Eckert am schnellsten und den Rückpraller im langen Eck zum 2:4 unter (101.). Kurz darauf hatte Oliveira-Schroer mit seinem Kopfball, der von der Torlinie geschlagen wurde, erneut Pech (104.). Die Angelegenheit war nun durch und die nun klar resignierende ATSV-Truppe kam kaum mehr über die Mittellinie. Die KSV-ler hätten hingegen das Ergebnis höher schrauben können. Aber sowohl Moritz Wittemann (knapp am linken Pfosten vorbei, 109. / Lattenknaller, 118.) als auch Matthias Eckert (scheitert an Müller, 113. / freistehend drüber, 118.) zementierten das längst feststehende Endergebnis.
Es wäre sonst auch des Guten zu viel gewesen. Denn die Kleinsteinbacher Truppe schlug sich sehr achtbar und war nahe dran an der Pokalüberraschung. Dass die Nordsternler trotz eigentlich indiskutabler Leistung am Ende dennoch das Ruder herum gerissen haben, spricht für sie. Und niemand zweifelt, dass sie sich in der dritten Runde gegen den Kreisligisten aus dem Pfinztäler Nachbarort (SpVgg. Söllingen) in klar besserer Weise präsentieren werden. Ob es für ein Weiterkommen reicht, steht freilich auf einem anderen Blatt. Doch man kann es ihnen zutrauen, die Chance ist da (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).
Aufstellung: Gonther – Klodwig, Kubiak, Wittemann, Hartung (46. Tobehn) – Pallmer (46. Eckert), Oldemeier (63. Gelke), Oliveira-Schroer, Walz – Hout, Stingl (91. Becker M.)
Tore: 1:0 Yildirim (57.), 1:1 Kubiak (81.), 2:1 Yildirim (82.), 2:2 Hout (87.), 2:3, 2:4 Eckert (99./101.)
Schiedsrichter: Julian Hörter
Zuschauer: 25