Bei Willi´s Abschiedsspiel: Bagrets-Doppelpack zum Sieg.
Der Karlsruher SV spannte seinen Anhang zwar über eine Stunde lang auf die Folter, bog dann aber hochverdient auf die Siegerstraße ein, blieb zum zwölften Mal in Folge ungeschlagen und geht nun als Tabellenzweiter in die Winterpause. Die Jungs von Christian Stumpf waren über die allermeiste Spielzeit hinweg drückend überlegen, überboten sich aber beim Auslassen bester Torgelegenheiten. Das war aber auch das einzig kritikwürdige Manko in diesem fair geführten Kräftemessen mit guter Schiedsrichterleistung.
Vom Anpfiff weg waren die KSV-ler im Angriffsmodus. Lukas Eckert setzte eine Direktabnahme über den Kasten (3.) und Dennis Bäuerles aussichtsreicher Versuch blieb in der FC-Abwehr hängen (8.). Bei der Doppelchance von Eckert und Lukas Stingl bewahrte jeweils die Querlatte den Gastgeber vor dem Rückstand (10.). Und dann verwehrte Goalie Yannik Fischer einem feinen Abschluss von Dribbelkünstler Hassan Hout den Erfolg (14.). Dies wiederholte er bei einem weiteren gezielten Schuss von Bäuerle, den er ebenfalls klasse parierte (22.). Zwischendurch hatte Meikel Brian Reif mit seinem Linksschuss ans KSV-Außennetz keine echte Torgefahr auslösen können (7.). Bis zur Pause löste die drückende Überlegenheit der Waldstädter noch die beiden hervorragenden Chancen von Lukas Stingl aus. Blendend freigespielt, konnte er den Ball aber nur noch unkontrolliert auf´s Tor bringen (30.) und wenig später beendete er einen tollen Angriff mit einem Kopfball knapp über den Balken (37.). So hatte es der Tabellenzweite verpasst, bereits zum Pausenpfiff die Weichen für einen Dreier zu stellen.
Nach Wiederbeginn hätten sie dies unverzüglich nachholen können. Luca Tobehn schoss jedoch unbedrängt aus acht Metern knapp am Torgestänge vorbei (47.). Auch Stingl vermochte eine Eckert-Flanke nicht zu veredeln, weil sein Kopfball zu hoch angesetzt war (54.). Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Violetten schon etwas mehr Spielanteile und plötzlich sogar die Gelegenheit zur Führung erarbeitet: Als Goalie Christian Becker sich an der Torauslinie auf rutschigem Boden eine leichte Unpässlichkeit leistete, wurde der Ball gefährlich in den Fünfer gespielt, wo sich die KSV-Recken einsatzfreudig und erfolgreich zwei aussichtsreichen Abschlüssen der Gastgeber entgegen warfen (55.). Kurz darauf bewies der KSV-Trainer dann ein glückliches Händchen mit der Einwechslung von Pavel Bagrets, der – kaum zwei Minuten auf dem Platz – mit dem ersten Ballkontakt erfolgreich war. Mit einem langen Ball aus der Abwehr hatte Robin Schempf die komplette Heimtruppe überspielt. Im Fünfmeterraum kam Fischer ins Rutschen und Bagrets an den Ball, den er ohne viel Mühe zum 0:1 über die Linie beförderte (62.). Gleich darauf zeigte FC 21-Angreifer Reif eine Einzelaktion im vorderen Bereich, schoss dann aber aus 25 Metern recht deutlich in die Baumgruppe (63.). Schon im Gegenzug fädelte Eckert mit einem klugen Steckpass den zweiten KSV-Treffer ein. Ohne gegnerischen Druck ließ der so in Szene gesetzte Bagrets am machtlosen FC-Schlussmann vorbei überlegt den zweiten Treffer folgen (64.). Auch wenn sich die Benz/Maier-Truppe weiter bemühte, die Gäste waren bis zum Schlusspfiff nicht mehr ernsthaft zu gefährden. Vielmehr resultierten aus deren Dominanz weitere, teilweise hochkarätige Torchancen. Allein, man konnte sie nicht nutzen. So wirbelte Hassan Hout zwar die halbe Abwehrkette durcheinander, der abschließende Abschluss glitt aber knapp am Torwinkel vorbei (65.). Dann fischte sich Fischer in toller Manier erst einen Bagrets-Schuss (69.) und dann auf der Torlinie einen Kopfball von Schempf (72.). Minuten später stand Luca Tobehn nach einem gescheiten Zuspiel von Jonas Klodwig völlig unbewacht vor dem Kasten. Mit einem strammen Schuss über das Gebälk beendete er aber jäh den bereits angesetzten Torjubel des Freundeskreises (80.). In der 85. Minute folgte dann der Spielerwechsel des Tages, als mit beginnender Dämmerung der langjährige Mittelfeldstratege Wilhelm Oliveira Schroer unter lang anhaltendem Applaus zum (vorerst?) letzten Mal im Trikot des Karlsruher SV den Rasen verließ. Willi verabschiedet sich nach achteinhalb erfolgreichen Jahren mit fast 200 Einsätzen und 32 erzielten Toren aus familiären Gründen vom KSV, wo er zweifellos eine Lücke reißt. In den Schlussminuten beendete Nachwuchsmann Bagrets die aufgekommene Melancholie und brachte sich noch mal in Erinnerung. Zunächst vergab er mit einem über den Kasten streichenden Schuss aus 14 Metern eine klare Gelegenheit (89.), dann hatte er nach einer Bäuerle-Flanke mit einem Kopfball an den Pfosten Pech (90.).
Am Ende steht ein klar verdienter Dreier gegen eifrige, aber letztlich doch überforderte Gastgeber, die zumindest das Ergebnis in Grenzen halten konnten. In die Winterpause gehen die Waldstädter nun mit einer eigentlich unerwartet hervorragenden Bilanz. Das bleibt zunächst einmal freudig fest zu halten. Ob sich das Leistungsvermögen und die Ergebnisse auch im neuen Jahr fortsetzen lassen, weiß zum Glück niemand voraus zu sagen. Aber das gilt ja für alle anderen auch (Hans Dieter Brumm, Karlsruher SV).
FC 21 Karlsruhe: Yannik Fischer, Elias Melchior, Kay Haag, Mert Tunc (78. Jonas Süß), Javad Khaki (19. Paolo Krahl), Shahin Pour Norouz Firouzeh, Tristan Tobias Finkbohner, Rüdi Hermann, Meikel Brian Reif, Sebastian Reutter, Dome Martjan – Trainer: Marcel Benz – Trainer: Marco Maier
Karlsruher SV: Christian Elias Becker, Luca Tobehn, Jan Hunfeld, Robin Tom Schempf, Moritz Hartung (77. Jonas Klodwig), Wilhelm Oliveira Schroer (84. Christoph Helfenritter), Daniel Walz, Dennis Bäuerle, Hassan Hout (86. Malte Oldemeier), Lukas Stingl (60. Pavel Bagrets), Lukas Eckert (70. Tim Hamm) – Trainer: Christian Stumpf
Schiedsrichter: Dustin Mattern (SV Hohenwettersbach)
Zuschauer: 71
Tore: 0:1 Pavel Bagrets (62.) 0:2 Pavel Bagrets (64.)