FSSV macht Leopoldshafen zum Meister.

Mit dem 0:0 am Adenauerring entglitt dem Karlsruher SV wie schon in der Vorsaison am letzten Spieltag der greifbare Meistertitel. So konnte der FV Leopoldshafen das monatelange Kopf-an-Kopf-Rennen auf Grund der besseren Tordifferenz am Ende für sich entscheiden. Schützenhilfe durch den SV Blankenloch (der kurioserweise im Vorjahr ebenfalls am letzten Spieltag dem KSV durch einen engagierten Auftritt die Meisterschale verwehrte) war ohnehin nicht zu erwarten. Dass sich die personell nicht konkurrenzfähige Stutensee-Truppe im Parallelspiel dann aber mit einer 1:9-Packung aus dem Schröcker Tiefgestade jagen ließ, überraschte dann doch einigermaßen.

Dessen ungeachtet kommt der Erfolg der Leos nicht von ungefähr. So wie der KSV gingen sie mit überragenden 74 Punkten bei ebenfalls lediglich zwei Niederlagen über die Ziellinie. Über die Tordifferenz holten sie die Waldstädter dann noch ein und stehen am Ende ganz oben in der Tabelle. Dass die KSV-ler dem neuen Meister die beiden einzigen Saisonniederlagen beigebracht zu haben, ist dabei nicht mehr als eine bedeutungslose Randnotiz. Aber ungeachtet dieses Aspekts hat sich der FVL den Meistertitel zweifellos ebenso verdient wie auch die KSV-ler die Qualifikation für die Aufstiegsspiele. Wir gratulieren dem FV Leopoldshafen mit Coach Manuel Eifler (als einem unserer ehemaligen KSV-Jugendspieler) herzlich und wünschen viel Erfolg in der Kreisliga.

Der Beginn des für den KSV wichtigen Nachbarschaftsduells war durchaus vielversprechend. Auch wenn die Gastgeber von Anfang an entschlossen gegen den Ball arbeiteten, kam der Noch-Tabellenführer zu Torgelegenheiten. So schoss Janis Müller vom Strafraumeck knapp über den Querbalken (4.) und der Versuch von Lukas Stingl endete in den fangbereiten Armen von Patrick Grycz (8.). Mehr gefordert war der FSSV-Keeper dann bei Stingl´s Kopfball, den er reaktionsschnell auf der Linie parierte (21.). Im Gegenzug spielte sich FSSV-Mittelfeldmann Mauriz Walz auf der linken Angriffsseite nach vorne, schoss aber am zweiten Pfosten knapp vorbei (22.). Dann blieb bei einem Luftkampf zwischen Grycz und Stingl der KSV-Stürmer am Boden liegen, währenddessen der Keeper den Nachschuss von Luca Tobehn kurz vor der Torlinie noch parierte (33.). Bei einem missglückten Heber von FSSV-Stratege Frederik Müller musste KSV-Hüter André Gonther nicht mehr eingreifen (35.). Kurz darauf legte auf der Gegenseite Lukas Stingl eine Linksflanke von Janis Müller geschickt ab auf Hassan Hout, der mit einer Direktabnahme aber den Kasten verfehlte (37.). Wenig später spielten sich die Gäste erneut ansehnlich nach vorne, wobei die abschließende Hereingabe von Stingl im Fünfmeterraum nicht einwandfrei verwertet werden konnte (40.). Mit dem torlosen Pausenstand konnten sich die Schützlinge von Michael Bürck dann eher anfreunden als die Rintheim-Waldstädter.

Die KSV-Jungs zeigten sich nach Wiederbeginn sofort präsent und spielbestimmend. Es dauerte aber bis zur 56. Minute, bis sich wieder eine Torgelegenheit ergab (Kopfball von Janis Müller über die Latte). Danach allerdings brachte der Tabellenführer bis in die Schlussphase hinein so gut wie nichts Erfolgversprechendes mehr zustande. Der FSSV zog sich in die eigene Hälfte zurück und überließ den Gästen die Initiative, verteidigte dort aber verbissen das Remis. Der KSV fand im Aufbauspiel nur selten eine gute Positionierung und von durchdachtem Kombinationsspiel war wenig zu sehen. Die ständigen weiten Zuspiele in die Spitze erwiesen sich als ungeeignetes Mittel um die tief stehenden und kampfkräftig agierenden FSSV-lern in Verlegenheit zu bringen. So verzeichneten die Nordsternler die wenigsten Torchancen und Eckballsituationen der gesamten Saison. Das fehlende Tor zum Meistertitel wollte dann auch durch personelle Änderungen nicht fallen. Stattdessen kam gegen die in der Schlussphase anrennenden KSV-ler die Bürck-Truppe zu gefährlichen Konterangriffen. Zunächst schoss Walz aus der Drehung am Pfosten vorbei (81.) und dann rettete Gonther hervorragend gegen die eingewechselten Benedikt Kaupp (84.) und Abdallah Hassan (85.). Den nächsten FSSV-Gegenangriff stoppte Schiedsrichter Gindner dann mit einem unberechtigten Abseitspfiff (86.), wobei eine echte Torgefahr zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben war. Und als fast niemand mehr damit rechnete, landete am Ende der regulären Spielzeit die Kugel dann doch noch im Kasten der Gastgeber. Nachdem Stingl ein weites Zuspiel per Kopf zur Seite abgelegt hatte, hob Malte Oldemeier den Ball elegant über Grycz hinweg zum gefeierten 0:1 (90.). Aber mitten in den Meisterjubel hinein wurde völlig überraschend dem Treffer wegen vermeintlicher Abseitsstellung die Anerkennung versagt.

Ob solches vom Mittelfeldkreis aus zweifelsfrei erkennbar ist, darf man durchaus bezweifeln. Nicht nur gut postierte neutrale Beobachter sahen beim Abspiel jedenfalls keine Regelwidrigkeit. Dass diese Allerweltsentscheidung nun den Ausgang der Staffelmeisterschaft zu Ungunsten des KSV entscheidend beeinflusst hat, ist freilich tragisch und bitter. Herr Gindner, der das Spiel ansonsten perfekt geleitet hatte, ist aber über jeden Zweifel erhaben, nicht nach bestem Wissen und Gewissen entschieden zu haben. Unter dieser Prämisse wird dann trotz aller Bitternis seine mögliche Fehleinschätzung (irgendwann) auch akzeptiert werden müssen. Auch das gehört zum Sport, auch wenn die Umstände auch Tage danach nur schwer verdaulich sind.

Doch zum Glück gibt es für die KSV-Jungs ja die Möglichkeit, über die Aufstiegsspiele den FV Leopoldshafen in die Kreisklasse zu begleiten. Wenn am Ende mehr Tore erzielt als kassiert werden, kommt´s auf ein aberkanntes Abseitstor dann nicht mehr an. Das Hinspiel steigt am 31.05.23 beim A2-Vize SG Rüppurr. Werden die Nachfolger der ehrwürdigen Rüppurrer Fußballgesellschaft an die längst vergessenen Jahre in höheren Ligen anknüpfen können? Oder werden die Nachfolger des FC Nordstern Rintheim und des FC Waldstadt nun Neuland betreten und erstmals in der Vereinshistorie über die A-Klasse hinaus kommen? Die Wahrheit liegt auf´m Platz – oder in den Händen höherer Mächte (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Gonther – Klodwig (83. Oldemeier), Zürn (87. Monteiro), Wittemann, Yasa – Tobehn (62. Bindereif), Oliveira Schroer, Walz, Müller – Hout (75. Bagrets), Stingl

Schiedsrichter: Marco Gindner (SG Daxlanden)

Zuschauer: 103