Nackenschlag in der Nachspielzeit.

Als Schiedsrichter H. Subasi den 3-minütigen Nachschlag zur Regelspieldauer anzeigte, ging man allgemein von einer von beiden Seiten akzeptierten Punkteteilung aus. Dann aber fuhr der FSSV einen schnörkellosen Gegenangriff und setzte noch den Lucky Punch. Auch wenn es diesen eigentlich nur im Boxen gibt, fühlt sich der Unterlegene auch im Fußball danach arg bescheiden. Während der bisherige Spitzenreiter die Niederlage insbesondere wegen des ganz späten Zeitpunkts des Gegentreffers als unglücklich bezeichnen darf, hatten sich die euphorisch jubelnden Hausherren diesen einen Treffer aber durchaus verdient.

Beide Mannschaften boten einen bis zum Schlusspfiff umkämpften Fight, bei dem die spielerischen Elemente etwas zu kurz kamen. Vor allem die KSV-Equipe ließ vieles von dem vermissen, was sie in den bisherigen Spielen auszeichnete. Das Spielverständnis war bescheiden, offensive Impulse gab es viel zu selten und die zweiten Bälle landeten meist beim Gegner. Ohne Tadel war einzig der durchgängige Einsatzwille. Die Stumpf-Truppe traf aber auch auf einen Gegner, der sie nicht wie gewohnt zur Entfaltung kommen ließ. Die gut eingestellte Truppe von Michael Bürck wirkte insgesamt aufgeweckter und in ihren Aktionen bissiger, zielstrebiger und strukturierter. So war es auch nicht überraschend, dass die Mehrzahl der klaren Torgelegenheiten auf das FSSV-Konto ging.

Beide Teams verzichteten auf eine Abtastphase und gingen gleich zur Sache. Die erste Torgelegenheit bot sich nach einer abgewehrten KSV-Ecke Malte Oldemeier, dessen schöne Direktabnahme noch abgewehrt (7.) wurde. Auf der Gegenseite senkte sich ein 25-Meter-Schuss eines FSSV-Akteurs über den KSV-Kasten (8.). Nachdem sich die Gastgeber zunehmend Feldvorteile verschafft hatten, ließen Jonas Schuster und Frederik Müller jeweils gute Einschussmöglichkeiten im Fünfmeterraum liegen (16.). Felix Klee köpfte dann eine feinne Flanke von Marvin Mönckert am Kasten vorbei (25.). Im Gegenzug steckte Oldemeier auf Bjarne Waßmuth durch, dessen 14-Meter-Versuch jedoch knapp über die Latte streifte (26.). Zehn Minuten danach brachte die erste FSSV-Ecke Gefahr für das KSV-Tor. Den zunächst abgewehrten Ball lenkte Oldemeier eigentorverdächtig über die Querlatte (36.). Als der Schiri auf Abstoß entschied, wies ihn Kapitän Benjamin Bindereif auf seinen Irrtum hin. Faire Geste. Kurz darauf war KSV-Keeper Christian Becker aufmerksam, als er bei einem Steilpass dem durchgebrochenen Karl Hein gerade noch zuvor kam (41.).

Das intensiv geführte Spiel setzte sich mit dem Wiederanpfiff fort, wenngleich zunächst keine Torchancen zugelassen wurden. Die Waldstädter agierten nun auch konzentrierter und zeigten Ansätze von Spielkultur mit verbesserter Torgefahr. So setzte Waßmuth einen Seitfallzieher – allerdings deutlich – drüber (61.) und nach Freistoß von Jonas Kubiak wurde der Schuss von Janis Müller pariert (62.). Kurze darauf waren die Jungs vom Ring erstmals wieder im KSV-Strafraum aufgetaucht und verursachten gleich mehrere turbulente Szenen. Mit Glück und Geschick konnte ein Rückstand verhindert werden (64.). Wenig später köpfte der agile Müller einen Eckball knapp neben den KSV-Pfosten (68.). Dem folgte auf der anderen Seite die größte Gäste-Chance. Lukas Stingl verlängerte per Kopf auf Oldemeier, der eine wunderbare Rechtsflanke nach innen zog. Der bis dahin eher unauffällige Hassan Hout köpfte jedoch freistehend aus vier Metern über die Kiste (70.).Die Begegnung hätte wohl eine andere Wendung genommen, aber … Anschließend neutralisierten sich die Kontrahenten weitgehend – bis Freddy Müller den KSV-Schlussmann zu einer Glanztat zwang. Der fischte den überaus sehenswerten Schuss aus 25 Metern mit den Fingerspitzen aus dem Torwinkel (85.). Nachdem Willi Oliveira Schroer einen Freistoß von Jonas Klodwig nur Zentimeter neben die Stange geköpft hatte (89.), freundeten sich die meisten in der Fußballgemeinde schon mit einem torlosen Ausgang an. Aus einer misslungenen Offensivaktion heraus inszenierten die Blauen dann aber einen (Entlastungs?)Angriff auf der linken Seite, bei dem die KSV-Defensive nicht den stärksten Eindruck hinterließ. Nach Doppelpass und Müller´s perfekter Grundlinienflanke ließ man Geburtstagskind Philipp Assmann aus kurzer Distanz zum umjubelten 1:0 einköpfen (90.+1). Die FSSV-Fans mussten allerdings noch um den Erfolg bangen, als Waßmuth sich mit einer Energieleistung durch die Abwehr kämpfte und regelwidrig gebremst im Strafraum landete. Subasi verortete den Tatort dann aber Millimeter außerhalb der Strafstoßzone. Den von dort wenig aussichtsreichen Freistoß zirkelte Moritz Wittemann dann am FSSV-Kasten vorbei (90.+2).

Damit haben die Freien Turner punktemäßig mit den Waldstädtern gleichgezogen. Für den KSV bedeutet die Nullrunde natürlich einen Rückschlag. Und trotzdem ist nichts weiter als ein Spiel gegen einen guten Gegner in die Hose gegangen. Das kann man wieder richten, unbestritten aber nur mit einer verbesserten Gesamtperformance. (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Becker – Klodwig, Kubiak (69. Hartung), Wittemann, Bindereif – Oliveira Schroer (90.+2, Helfenritter), Germar (46. Müller) –, Hout (82. Tobehn), Oldemeier, Waßmuth – Stingl.

Schiedsrichter: Hüseyin Firat Subasi (SV Langensteinbach)

Tore: 1:0 Assmann (90.+1)

Zuschauer: 65