Im Spitzenspiel die Wende eingewechselt – KSV schockt FVL mit zwei späten Toren.

Mit einer nicht mehr für möglich gehaltenen Energieleistung behauptete der Karlsruher SV in der Schlussphase überraschend die Tabellenführung. Denn vor allem im ersten Abschnitt stellten die konzentriert und zielstrebig agierenden Gastgeber das klar bessere Team. Mit frühem Anlaufen ließen sie die Waldstädter so gut wie nie zur Entfaltung kommen und waren klar spielbestimmend. Während die zweiten Bälle fast immer bei den Gastgebern landeten und diese mit ihrem schnörkellosen Offensivdrang die KSV-ler in die Defensive zwangen, „glänzten“ diese mit ungewohnten technischen Mängeln und einer überraschend schwachen Passquote. Der knappe 0:1-Pausenrückstand war deshalb für die Karlsruher auch in Anbetracht des Chancenverhältnisses recht schmeichelhaft.

Mit dem Wiederanstoß zeichnete sich dann eine leichte Besserung beim Tabellenführer ab und die Begegnung gestaltete sich zunehmend ausgeglichener. Zunächst war die Spielfreudigkeit der letzten Wochen beim KSV zwar nur in Ansätzen erkennbar, doch arbeitete sich der KSV stetig besser in die Partie. Torgelegenheiten wechselten sich nun gleichmäßig auf beiden Seiten ab, ohne dass dabei aber Zählbares heraus gesprungen wäre. Als sich die Blau-Weißen wenige Minuten vor dem offiziellen Ende berechtigte Hoffnung machen durften auf einen Dreier, der sie auf Rang eins der Tabelle katapultiert hätte, wirkten sich stattdessen die von Coach Christian Stumpf vorgenommen Spielerwechsel doch noch ergebnismäßig aus. Zwei späte Treffer innerhalb von zwei Minuten stellten das Resultat dann auf den Kopf.

Gleich zu Beginn bestätigte Leopoldshafens Routinier Tim Eisen seine Offensivqualitäten, als er zu zwei aussichtsreichen Schussgelegenheiten kam (3., 4.). Die schläfrigen Gäste brachten zunächst kaum einen Fuß auf den Boden, weshalb der Weitschuss von Emirhan Yasa, der knapp am Leo-Dreieck vorbei flog, durchaus überraschte (13.). Kurz darauf beendete Keeper David Wagenführer mit beherztem Eingreifen im Fünfer gegen Hassan Hout das vorübergehende KSV-Strohfeuer (14.). Als die Nordsternler wieder einmal sehr unbedarft verteidigten, fiel nicht unerwartet der Führungstreffer für die Truppe von Manuel Eifler. Jonas Paries gelang mit einem traumhaften Schuss in den Torwinkel das 1:0 (17.). Der FVL machte weiter Druck und kam zu weiteren Torchancen. Tim Eisen prüfte Christian Becker mit einem Flachschuss (20.), Dennis Glutsch zielte knapp am Pfosten vorbei (31.) und Jakob Bühns strammer 20-m-Schuss verfehlte knapp das Tor (44.). Auf der anderen Seite hatte lediglich Hout mit einer feinen Einzelleistung für Gefahr vor dem FVL-Kasten sorgen können (37.).

Gleich nach Wiederbeginn hatte Bühn mit einer Direktabnahme aus kurzer Entfernung das 2:0 auf dem Fuß, verzog aber knapp (49.). Eine weitere Ein-gegen-eins-Situation zwischen Wagenführer und Hout entschied der Goalie wiederum für sich (55.). Die Stumpf-Truppe wurde immer präsenter, litt aber weiterhin unter unpräzisem Spielaufbau. So kam Paries wieder zum Schuss, setzt den Ball aus 16 Metern aber Zentimeter über den KSV-Kasten (64.). Den nicht nachlassenden Gäste gelang wenig später eine ansehnliche Angriffsaktion, die aber ungefährlich abgeschlossen wurde (71.) und den schönen 18-Meter-Versuch von Dennis Bäuerle faustete der Torsteher weg (77.). Auf der Gegenseite verhinderte dann der eingewechselte Janis Müller noch im letzten Augenblick auf der eigenen Torlinie die wohl vorzeitige Entscheidung im Spitzenspiel (80.). Wenig später das Unerwartete: Luca Tobehn, gerade neu ins Spiel gekommen, bediente den zuvor bereits eingewechselten Malte Oldemeier, der mit einem perfekten Kopfball ins lange Eck zum überraschenden Ausgleich traf (86.). Kaum hatten die Schröcker den Schock verarbeitet und eine Großchance gegen die energisch verteidigenden Gästespieler nicht nutzen können, setzten die KSV-ler das Sahnehäubchen drauf. Einen Flankenball des bis dahin gut bewachten Lukas Stingl versenkte Janis Müller zum umjubelten 1:2 (88.). Auch die fünfminütige Nachspielzeit wurde dann schadlos überstanden und so endete eine denkwürdige Partie zu Gunsten der Waldstädter.

Fußball kann so schön sein, aber halt auch grausam. Die Eifler-Schützlinge werden sich ärgern, umwerfen wird sie die vermeidbare Niederlage aber sicher nicht. Die KSV-Jungs dürfen sich kurz feiern lassen, freilich im Bewusstsein, dass das Glück nicht dauerhaft zu bemühen sein wird. Schon beim nächsten Kracher gegen den neuen Tabellenzweiten aus Eggenstein werden sie wieder auf eine harte Probe gestellt sein. Ausgang wie immer offen (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Becker – Zürn, Wittemann, Kubiak, Bindereif – Yasa (62.Müller), Oliveira Schroer (58. Oldemeier), Bäuerle, Hout (82. Tobehn) –Walz – Stingl (90. Hartung)

Schiedsrichter: Martin Guthmann (SV Langensteinbach)

Tore: 1:0 Paries (17.), 1:1 Oldemeier (86.), 1:2 Müller (88.)

Zuschauer: 65