Spielbericht von Hans Dieter Brumm
Einen weiteren Beweis seiner Auswärtsstärke lieferte der Karlsruher SV auch beim Gastspiel in Rußheim. Im sechsten Spiel auf fremden Plätzen holte sich die Stumpf-Truppe mit dem 1:3 bei den spielstarken Dettenheimern den fünften Dreier. Das scheinbar klare Ergebnis täuscht aber etwas über die wahren Kräfteverhältnisse hinweg. Die Gastgeber hatten über den gesamten Verlauf gesehen mehr Spielanteile, ein leichtes Übergewicht an nennenswerten Offensivaktionen und ein deutliches Plus an Eckstößen. Bei der Torausbeute hingegen waren die Karlsruher effektiver und ließen sich auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich nicht aus dem Konzept bringen. Trotz der witterungsbedingt schwierigen Platzverhältnisse zeigten beide Teams ein spielerisch und technisch gutes Niveau. Nicht nur deshalb hätten sie eine bessere Zuschauerresonanz verdient gehabt.
Die Waldstädter beherrschten zunächst die Anfangsphase und kombinierten recht ordentlich. Torgelegenheiten gab es indes auf beiden Seiten. So wurde André Schifferdecker vom häufig ausflugsfreudigen Rußheimer Schlussmann Stefan Zimmermann auf Kosten einer Ecke gestoppt (6.). Auf der anderen Seite konnten Cihan Kaya (12.) und Steffen Nagel (13.) mit ihren Distanzschüssen KSV-Keeper Felix Brenner nicht beeindrucken. Schifferdecker ging es nicht besser, als er unbedrängt den Ball nicht optimal traf (16.). Kurz darauf spielte sich Fabian Straub auf der linken KSV-Angriffsseite sehenswert bis zur Grundlinie durch und passte nach innen. Clemens Panzer war reaktionsschnell zur Stelle und drückte im Fünfmeterraum zum 0:1 ein (17.). Fortan gingen die Oehlbach-Schützlinge konsequenter vor und drängten mächtig auf den Ausgleich. Ein Freistoß von Dirk Will, der knapp über die Latte strich (19.), war zunächst aber die einzig nennenswerte Toraktion. Auf der Gegenseite verzog stattdessen Daniel Arnold etwas überhastet einen 20-Meter-Schuss (32.). Dann flog Kayas abgefälschter Versuch aus 18 Metern knapp am KSV-Tor vorbei. Nach der folgenden Ecke köpfte Ufuk Arican zwar druckvoll, aber zu zentral aufs Tor, so dass Brenner den Ball noch bravourös über das Gebälk lenken konnte (35.). Und kurz vor der Halbzeit vergab er eine weitere Kopfballchance, als er in die fangbereiten Arme des Gästetorstehers zielte.
Nach Wiederanpfiff des jungen Schiedsrichters Busselmeier hatten zunächst die weiter angriffslustigen Gastgeber die erste Torchance durch Felix Häfner, der aus 20 Metern knapp über den Kasten schoss (51.). Kurz darauf verfehlte Schifferdecker das Rußheimer Gehäuse aus 18 Metern ebenfalls nur um Zentimeter (53.). Dann hatte Gerrit Conermann die große Gelegenheit auf dem Fuß, die Führung auszubauen. Schön frei gespielt von Straub brachte der aufgerückte Verteidiger den Ball aus sechs Metern aber nicht am FVR-Torsteher vorbei (56.). Unbeeindruckt davon hielt Rußheim die Offensivbemühungen aufrecht, während der KSV sich auf das Verteidigen des Vorsprungs beschränken musste. So klärte man gegen Celal Özmen, der sich durch den KSV-Strafraum tankte, gerade noch rechtzeitig. Beim anschließenden Eckball blieb Arican erneut erfolglos, strich sein Kopfball doch knapp über den Querbalken (60.). Der anhaltende Druck zahlte sich dann in der 66. Minute endlich aus. Auf der rechten Angriffseite konnte die Gästeabwehr eine scharfe Hereingabe ebenso wenig verhindern wie den trockenen Einschuss von Fabian Simonis aus acht Metern zum 1:1-Ausgleich (66.). Fünf Minuten später wurden die Hausherren aber neuerlich kalt erwischt. Im Bemühen, das Ergebnis komplett zu drehen, ließen sie einen schnellen Angriff der KSV-er über Daniel Arnold und Simon Schreiber zu, in dessen Folge Schifferdecker von Straub bedient wurde und aus kurzer Distanz clever zum etwas überraschenden 1:2 einschoss (70.). Die Gastgeber hatten sich davon schnell erholt und marschierten weiter Richtung KSV-Tor, allerdings mit zunehmend unpräziser werdenden Aktionen. Dennoch hätte der an diesem Tag nicht gerade vom Glück begünstigte Arican egalisieren können, verfehlte aber mit seinem diagonalen Flachschuss wiederum nur knapp das Eckige (79.). Als die Jungs vom Nordstern die mittlerweile in eine Dreierkette umformierte FVR-Abwehr mit einem schön vorgetragenen Angriff in Verlegenheit brachten, nutze Fabian Straub die Vorlage von Mauricio Monteiro für ein Traumtor. Gegen den schräg angesetzten Schuss aus 22 Metern, der im rechten Tordreieck zum 1:3 einschlug, war Keeper Zimmermann machtlos (82.). Damit war zwar eine Vorentscheidung gefallen, die Einheimischen ließen dennoch nichts unversucht. Ein Schuss von Kaya von der Strafraumgrenze zitterte sich dann auch nur Zentimeter am KSV-Pfosten vorbei (87.) und Özmen zwang aus spitzem Winkel Goalie Brenner noch zu einer reaktionsschnellen Fußabwehr (90.+2). Sekunden zuvor hatten sich allerdings Arnold und Justl schon bis in den Rußheimer Fünfmeterraum durchgespielt, Zimmermann verhinderte aber mit einer Glanztat das 1:4 (90.+1). Das wäre dann aber auch des Guten zu viel gewesen und der guten Leistung des FV Rußheim nicht gerecht geworden.
Aufstellung: Brenner – Böttner, Decker, Wied, Conermann (70. Conermann) – Panzer (Schreiber), Arnold, Hartung, Zunftmeister (61. Monteiro) – Straub, Schifferdecker
Schiedsrichter: Marco Busselmaier (SV Blankenloch)
Zuschauer: 55
Tore: 0:1 Panzer (17.), 1:1 Simonis (66.), 1:2 Schifferdecker (70.), 1:3 Straub (82.)