Der FV Weingarten verpasste gegen den Karlsruher SV die Chance, sich im Gleichschritt mit Tabellenführer GSK vom Aufstiegskonkurrenten FV Rußheim abzusetzen. Noch in der Schlussminute sah es für den Aufstiegsanwärter auch nach einem für ihn perfekten Spieltag aus. Da führte man vor der allerletzten Aktion der Nachspielzeit noch mit 1:0, während ein paar Kilometer weiter der Tabellendritte Rußheim noch mit 0:1 hinten lag. Doch es kam anders: Sowohl an der Waldbrücke als auch im nördlichsten Winkel des Fußballkreises schockten die in letzter Sekunde noch erzielten Ausgleichstreffer die jeweils Betroffenen.

Ausgehend vom Spielverlauf müssen sich die Augenstein-Schützlinge die entgangene Gelegenheit wie schon am Vorsonntag allerdings selbst zuschreiben, wenngleich klare Torgelegenheiten die Ausnahme blieben. Aber trotz deutlichen Übergewichts an Spielanteilen und inszenierten Offensivaktionen gelang weder eine frühzeitige Führung noch schaffte man dem 1:0 in der 69. Minute den beruhigenden zweiten Treffer nachzulegen. Auch als der KSV die letzte Viertelstunde wegen eines Gelb-Rot-Verweises in Unterzahl agieren musste, blieb das Gästetor relativ unbehelligt. Als dann in der 88. Minute Alexander Pribbernow selbst einen Strafstoß nicht zur Vorentscheidung nutzen konnte, läuteten die Waldstädter noch einmal eine letztlich erfolgreiche Schlussoffensive mit bekanntem Ausgang ein und verhagelten den Weingartener Beteiligten ziemlich kräftig die Laune.

Der Verlauf des ersten Spielabschnitts ist schnell erzählt. In der ausgeglichenen Anfangsphase zielte KSV-Akteur André Schifferdecker nach einem Eckball nur knapp am Pfosten vorbei (4.). Dann übernahmen die Gastgeber das Kommando und deuteten zunehmend ihre spielerischen Fähigkeiten an. Die Karlsruher Defensive ließ indessen in Tornähe fast nichts zu, wenngleich eigene Ballstafetten Seltenswert hatten. Weingarten bot sich lediglich eine einzige hochkarätige Chance. Maximilian Bielmeier schoss aber aus sechs Metern freistehend am linken Pfosten vorbei (25.). Auch wenn sich in der Folge das Geschehen fast ausschließlich in der KSV-Hälfte abspielte, blieben weitere Torraumszenen aus. Erst Sekunden vor dem Halbzeitpfiff herrschte wieder echte Torgefahr, allerdings auf der Gegenseite. Nach einer Ecke köpfte Schifferdecker an den Querbalken, den zurück springenden Ball drosch der überraschte Mauricio Monteiro aus fünf Metern über den Kasten des lange Zeit unbehelligt gebliebenen Sascha Hafemann (45.).

Coach Andreas Augenstein beorderte zur zweiten Hälfte Dirk Müller aufs Feld, der mit einigen klugen Zuspielen, später aber auch mit einem übertriebenen Einsteigen, glänzte. So köpfte Pribbernow dessen Flanke knapp über das KSV-Gehäuse (53.). Auf der Gegenseite hätte ein Nachschuss von Gäste-Angreifer Hannes Heinzmann zum Erfolg führen können (55.). Weingartens Offensivverteidiger Denis Spitalny versuchte es dann mit einem Seitfallzieher (57.) und Marvin Merz zwang nach einer der seltenen schönen Angriffskombination KSV-Hüter Brenner ebenfalls nicht zum Eingreifen (59.). Als sich nach dieser abwechslungsreichen Phase das Geschehen wieder ins Mittelfeld verlagerte, glückte dem Favoriten zwar verdient, aber zu diesem Zeitpunkt doch etwas überraschend der Führungstreffer. Bei einem geschickten Zuspiel von Müller konnte die ansonsten aufmerksame KSV-Abwehr nicht verhindern, dass Torjäger Pribbernow den Ball in Richtung Torlinie beförderte. Rettungsversuche konnten den Torerfolg nicht mehr verhindern und mit dem 1:0 im Rücken schienen die Wengerter endlich auf die Siegerstraße eingebogen zu sein (69.). Sie ließen dann auch sicher den Ball laufen und gaben den Waldstädtern kaum Gelegenheit zu längerem Ballbesitz. Für zwingende Vorstöße in den gegnerischen Strafraum fehlten gegen den tief verteidigenden Gegner aber weiterhin die zündenden Ideen. Auch die Überzahl nach der Gelb-Roten Karte von Marco Wied (78.) änderte hieran nichts. Spätestens aber nach einem Strafstoß verursachenden Foulspiel von Monteiro hatte die Anhängerschaft der Rot-Schwarzen Anlass, sich auf den allseits erwarteten Spielausgang einzustimmen (88). Dass aber mit Pribbernow der treffsicherste Schütze der Fußballvereinigung vom ominösen Punkt aus lediglich die Querlatte traf, passte an diesem Nachmittag ins Bild. Indessen lagen die drei Punkte nach wie vor griffbereit auf der Weingartener Habenseite. Die Jungs vom Nordstern hakten die Begegnung hingegen noch nicht ab und entdeckten ihrerseits Offensivpotential. In der wegen Verletzungsunterbrechungen um vier Minuten verlängerten Spielzeit sehnte Weingarten den Schlusspfiff herbei, während der KSV einen letzten Eckstoß herausholte. Den von Philipp Tunggul gut platzierten Ball versenkte Kapitän Felix Decker aus kurzer Distanz und relativ unbehelligt per Kopf zum überraschenden und glücklichen 1:1-Ausgleich (90. +4). Nach dem unmittelbar folgenden Abpfiff war der Jubel über das nachträgliche Geburtstagsgeschenk für Trainer Skurjatin ebenso verständlich wie der Weingartener Frust über den bitteren Punktverlust.

Aufstellung: Brenner – Böttner, Decker, Monteiro, Helfenritter (73. Kalumbai) – Bantle (67. Gob), Wied, Schreiber, Tunggul – Schifferdecker (89. Wellner) – Heinzmann

Schiedsrichter: Kürsad Yener (Billigheim-Ingenheim)

Zuschauer: 55

Tore: 1:0 Pribbernow (69.), 1:1 Decker (90.+4)