Anforderungen an Spitzenspiel voll erfüllt.
Das Zusammentreffen des Ersten mit dem bisherigen Zweiten der Tabelle wurde den Erwartungen an ein interessantes Kräftemessen vollauf gerecht. Die Zuschauer kamen von der ersten bis zur letzten Minute auf ihre Kosten und erlebten eine auf hohem A-Klassenniveau geführten Partie. Der mit nun neun Punkten Vorsprung als Top-Meisterschaftsfavorit in die letzten sechs Spiele gehende Spitzenreiter war am Ende in punkto Robustheit und Cleverness einen Tick besser. Ansonsten gestaltete sich das Geschehen auf dem Platz mindestens ausgeglichen, wobei die Gäste aber das Spielglück auf ihrer Seite hatten. Die Karlsruher hingegen schlugen sich mit zwei verunglückten Abspielen praktisch selbst, womit sich die Germanen für die im Hinspiel erlittene, bislang einzige Saisonniederlage erfolgreich revanchieren konnten. Vornehmlich im zweiten Abschnitt benötigten sie dafür allerdings eine engagierte und kampfkräfige Abwehrleistung, um dem Anrennen der KSV-le Stand zu halten. Von deren über die gesamte Spielzeit gezeigter Leistung war die Anhängerschaft unabhängig vom Endergebnis aber rundum angetan. Die so Gelobten konnten sich freilich mit den nackten Zahlen lange nicht anfreunden.
Von Beginn an verschafften sich die Neureuter mit etwas ruppiger Gangart zunächst Respekt und erspielten sich auch einige Schussmöglichkeiten. Die Versuche aus der Distanz landeten aber entweder im Aus (Mario Kozul und Madalin Goldis, 9. und 18. Minute) oder beim KSV-Goalie (Tomislav Maras und Toni Katic, 5. und 12.). Erst nach 20 Minuten sorgte ein geklärter KSV-Eckball für echte Gäste-Torgefahr. Katic scheiterte aber am glänzend reagierenden Christian Becker (20.). Zwischendurch hatte Bjarne Waßmuth auf der anderen Seite mit einem Dribbling für eine erste Torannäherung gesorgt, jedoch seinen Flachschuss knapp neben den Kasten gesetzt (13.). Das Match gestaltete sich mehr und mehr ausgeglichen, weshalb der Führungstreffer für die Gäste nach einem Standard durchaus überraschend kam. Mario Kozul setzte den von Slaven Jurisa herein gebrachten Eckball treffsicher und nur schwer haltbar zum 0:1 ins Netz (38.). Kurz vor dem Pausenpfiff spielte sich dann Dennis Bäuerle an mehreren Gegenspielern vorbei in den Neureuter Strafraum und kam zu Fall (44.). Der gute Schiri Malki Maliha zeigt ohne zu zögern auf den ominösen Punkt. Proteste seitens der Germanen gab es mehr als sonst üblich zwar nicht, dennoch verneinte der KSV-Mittelfeldmann eine regelwidrige Attacke an ihm. Eine absolut nennens- und vor allem anerkennenswertes Verhalten im Sinne des Fairplay, erst recht bei diesem Spielstand in einer nicht gerade unwichtigen Begegnung. Lieber Dennis, wir hätten den Strafstoß gerne gehabt, aber wenn es keiner war, ist die Welt in Ordnung, mit Leuten deines Charakters sowieso. Und vielleicht hast du damit einem Teamkameraden ja einen möglichen Fehlschuss erspart. Ein Elfer will ja auch erst mal verwandelt sein. Der Ausgleich lag gleich anschließend trotzdem in der Luft. Waßmuth hatte sich an der rechten Eckballfahne energisch durchgetankt und scharf in den Fünfer geflankt. Dort war Tim Hamm in Position gelaufen, aber nur wegen einer geringfügig zu kleinen Schuhwerksgröße nicht zum Einschuss gekommen (45.+2).
Für den zweiten Teil hatte sich das Team von Christian Stumpf einiges vorgenommen und man steigerte sich dann auch mit zunehmender Spielzeit. Den angriffsstarken Gästen gestattete man nur noch eine einzige echte, selbst heraus gespielte Torchance, während die Nordsternler mehrfach vor einem allerdings nicht gelingen wollenden Torerfolg standen. Leider verhalfen zwei verunglückte Quer- bzw. Rückpässe der KSV-Innenverteidigung, die ansonsten prächtig agierte, dem Tabellenführer zu zwei Treffern. Nutznießer der Missgeschicke war jeweils Tomislav Maras, der in der 50. und 75. Minute routiniert und ohne Körpereinsatz das Runde im Eckigen unterbrachte. Ob sich die Mayer-Truppe nach dem 0:2 bewusst zurück zog oder die Heimelf sie in den Abwehrmodus zwang, ist nicht überliefert. Jedenfalls waren die Jungs vom Tiefgestade fast durchgehend mit Defensivarbeit beschäftigt. So wurde ein Waßmuth-Abschluss gerade noch abgeblockt (61.). Zwei Minuten später brannte es erneut im FCG-Strafraum. Zwei Versuche blieben aber in der dicht gestaffelten Abwehr hängen und der Nachschuss verfehlte knapp das Gehäuse (63.). Wenig später verhinderte ein Feldspieler auf der Torlinie den Einschuss (69.). Statt des möglichen Anschlusstreffers stand bald darauf das 0:3 auf dem Notizblock (75.), Entstehungsgeschichte siehe oben. Bei einem schnellen Gegenangriff sah Maras‘ Diagonalschuss dann gefährlicher aus als er war (77.). Erfolg versprechender erwies sich auf der anderen Seite ein toller Schuss von Waßmuth, der aber dennoch im Aus landete (78). Zwei Minuten später leitete Hassan Hout mit einem Dribbling dann doch das hochverdiente 1:3 ein, was am Ende aber nur der Ehrentreffer bleiben sollte. Sein kluges Zuspiel von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr verwertete Theo Schlüter sehenswert in den Winkel (80.). Etwas zu spät für eine Aufholjagd gegen den aufopferungsvoll fightenden Titelfavoriten. Selbst ein toll platzierter Schuss von Schlüter brachte nichts ein, weil erneut ein Roter noch auf der Linie stand und klärte (87.).
So durfte sich die Germania am Ende neben den hart erarbeiteten Auswärtspunkten auch über einen wichtigen Schritt in Richtung Aufstieg freuen. Für die KSV-Kicker dürfte die gefühlt unnötige Niederlage spätestens nach der Kabinenfeier besser verdaubar gewesen sein. Zwei neue Verletzte sind dagegen wohl eher weniger gut zu verkraften. Gewohnter Kummer für Trainer Stumpf, aber eben auch wiederum Herausforderung für die anstehende schwierige Aufgabe bei der SG Karlsruhe. Der Aufsteiger ist nach der Winterpause in stark verbesserter Form und fast gleichauf mit dem KSV im Ranking der letzten fünf Spiele. Erhöhte Aufmerksamkeit ist also geboten (21.04.25, Dieter Brumm, KarlsruherSV).
Karlsruher SV: Christian Elias Becker, Benjamin Bindereif (93. Jan Hoffmann), Luca Tobehn, Jan Hunfeld, Moritz Hartung (83. Jonas Klodwig), Dennis Bäuerle, Tim Hamm (60. Hassan Hout), Theodor Schlüter (87. Malte Oldemeier), Lukas Stingl (79. Michel Deuß), Lukas Eckert, Bjarne Waßmuth – Trainer: Christian Stumpf
FC Germania Neureut: Milorad Kojic, Kenzo Schaible, Srdjan Marinkovic, Simon Rossmann, Madalin Goldis (60. Nathan Kidane), Kevin Zielke (80. Daniel Ostermeyer), Slaven Jurisa, Toni Katic, Mario Kozul, Tomislav Maras, Alexander Rudomanow (44. Ardijan Gashi) – Trainer: Sascha Mayer
Schiedsrichter: Sami Maliha (SVK 1884/98 Beiertheim)
Zuschauer: 76
Tore: 0:1 Mario Kozul (38.) 0:2 Tomislav Maras (50.) 0:3 Tomislav Maras (75.) 1:3 Theodor Schlüter (80.)
Gelb-Rot: Sascha Mayer (93./FC Germania Neureut/)