Nur Sekunden fehlten zur Überraschung.

In der Nachspielzeit doch noch den Ausgleichstreffer zu kassieren war für die KSV-Jungs zweifellos ärgerlich und die Enttäuschung saß verständlicher Weise tief. Wenigstens können sich die Waldstädter damit schmücken, im fünften Spiel in Folge unbesiegt zu sein. Am Sonntag war das aber noch kein Trost. Anderseits hatte sich der Tabellenzweite aus Linkenheim das Unentschieden in Anbetracht der drückenden Überlegenheit in der zweiten Halbzeit aber unbestritten verdient. Damit wurde dann auch die erste Saisonniederlage gerade noch im letzten Augenblick abgewendet.

Trotz des regennassen Rasens entwickelte sich im Nordstern-Stadion bei Dauernieselregen von Beginn an ein niveauvolles Fußballspiel. In der ersten Hälfte hatten die Gastgeber leichte Feldvorteile und riefen mit Spielfreude und Zielstrebigkeit ihr Potenzial erkennbar ab. Den ersten Vorstoß inszenierten zunächst die Linkenheimer Bubacarr Janneh und Hubert Badhofer, der erfolglos blieb (3.). Ein zügig vorgetragener Angriff brachte dann aber den KSV in Führung. Daniel Walz legte quer auf Marco Wied, der mit einem platzierten Linksschuss aus 18 Metern Angel Quinones im FVL-Tor mit dem 1:0 überraschte (10.). Kurz darauf setzte die Truppe von Torsten Zörb zu einer zehnminütigen Daueroffensive an. Jonas Kubiak konnte aber verhindern, dass eine Hereingabe von Andreas Leitenberger im Fünfmeterraum einen Adressaten erreichte (12.). Ein Schuss von Badhofer wurde noch abgeblockt; den anschließenden Eckball köpfte Felix Lutz knapp am Pfosten vorbei (14.). Dann war wieder Badhofer nah dran, als er bei einer Hereingabe von Janneh Bruchteile zu spät zum Kopfball kam (17.). Zwei Minuten später köpfte er eine Rechtsflanke von Leitenberger Zentimeter über den Querbalken (19.). Sekunden wurde auf Janneh durchgesteckt, der allein auf den KSV-Keeper zusteuerte. Christian Becker konnte ihm den Ball aber im letzten Moment noch abluchsen (20.). Die Stumpf-Truppe fand nun wieder zurück in die Begegnung und hatte in der Folge mehr Spielanteile. Gefahr brachten zunächst aber lediglich zwei Freistöße von Kubiak, der mit mächtigem Bums zunächst über den FVL-Kasten zielte (20.) und dann Quinones zum Abklatschen zwang (23.). Kurz darauf glänzte der KSV auch aus dem Spiel heraus. Nach einer Kombination über Hout, Walz und Bindereif zog Matthias Eckert ab, fand aber im FVL-Schlussmann seinen Meister (25.). Die Linkenheimer kamen in dieser Phase nur infolge einer Leichtfertigkeit in der KSV-Hintermannschaft zu einer Torchance. Leitenberger verpasste aber die Gelegenheit und am Ende der kniffligen Situation zielte Janneh weit am Tor vorbei (33.). Auf der anderen Seite trugen die Nordsternler wieder einen sehenswerten Angriff vor. Christoph Helfenritter chippte die Kugel zu Moritz Hartung, der mit einer tollen Abnahme knapp am Torwinkel vorbei zielte (38.). Kurz vor dem Pausenpfiff machte sich Kubiak erneut zum Freistoß bereit. Sein gewaltiger Schuss aus 35 Metern war auf dem glitschigen Geläuf selbst für den routinierten FVL-Hüter nicht fest zu halten. Quinones musste den Ball nach vorne abklatschen lassen und Hassan Hout staubte reaktionsschnell zum 2:0 ab (44.). Mit dieser verdienten, aber um ein Tor zu hohen KSV-Führung wurden dann die Seiten gewechselt.

Die Chronik des zweiten Spielabschnitts ist weniger abwechslungsreich. Im Grunde beschränkt es sich auf die Aufzählung zahlreicher, teilweise bester Torgelegenheiten der Gäste. Deren alternativlose Offensivbemühungen nötigte den Waldstädtern größte Aufmerksamkeit und ein engagiertes Deckungsverhalten ab. Ein geordneter Spielaufbau war selten möglich und KSV-Chancen absolute Mangelware. Der eifrige Leitenberger sorgte mit einem starken 15m-Schuss über das Gebälk den ersten Akzent (51.). Dann schoss Sebastian Friedl von der Strafraumgrenze aussichtsreich vorbei (58.) und wenig später segelte sein Kopfball der Torlinie entlang, wo ein Mitspieler am Ball vorbei rutschte (68.). Gleich darauf war dann aber der Anschlusstreffer fällig. Leitenbergers scharfe Rechtsflanke in den Fünfer drückte Joshua Voegeding mit etwas Glück zum 2:1 über die Linie (69.). Der Rückkehrer stand gleich darauf erneut im Blickpunkt. Plötzlich tauchte er allein vor dem KSV-Keeper auf, scheiterte aber an dessen toller Reaktion (70.) und mit seinem Schuss aus der Drehung verfehlte er das Ziel (71.). Die Gastgeber kamen immer stärker unter Druck und anfangs der Schlussviertelstunde brannte es lichterloch im Strafraum. Nach mehreren Abwehrversuchen setzte Badhofer einen Fallrückzieher jedoch aufs Tornetz (75.). Dann zeigte Becker wieder eine prima Parade, den Nachschuss blockten seine Mitspieler zum Eckball (78.). Kurz darauf war Badhofer erneut im Pech, als sein Abschluss auf dem Querbalken tanzte (81.). Völlig überraschend schaltete sich dann Abwehrchef Dominik Kirchner in einen der wenigen KSV-Entlastungsangriffe ein und setzte einen Hebeversuch über den FV-Schlussmann an. Quinones fischte sich aber die Kugel und verhinderte die Vorentscheidung (86.). Als die dreiminütige Nachspielzeit fast verstrichen war, erkämpften sich die nicht nachlassenden Grünwinkel-Verfolger nochmal einen Eckstoß. Am zweiten Pfosten nutzte Felix Lutz geschickt die sich bietende Gelegenheit und köpfte zum umjubelten 2:2 ein (90.+3). Bitter für die Hausherren, aber verdient für die Gäste. Wiederanstoß, zwei Ballkontakte und Abpfiff des guten Schiris Atmaca. Die Nordstern-Jungs sollten sich nicht allzu lange grämen und sich stattdessen an der starken Leistung der ersten 45 Minuten wieder aufrichten (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Becker – Helfenritter, Kirchner, Kubiak, Hartung – Klodwig (66. Germar), Wied, Walz (91. Oliveira Schroer), Bindereif – Hout (75. Zürn), Eckert (79. Monteiro)

Schiedsrichter: Sezgin Atmaca (FC Wilferdingen)

Tore: 1:0 Wied (10.), 2:0 Hout (44.), 2:1 Voegeding (69.), 2:2 Lutz (90.+3)

Zuschauer: 60