Moral bewiesen.
Als sich die Mannschaften in die Halbzeitpause begeben hatten, war aus Sicht der Gastgeber lediglich der torlose Zwischenstand als einzig positiver Aspekt zu werten. Bei den Sportfreunden wiederum resümierte man als Negativum allenfalls der fahrlässige Umgang mit den zahlreichen Torchancen. Die Überlegenheit der Gäste war selbst für einen Beobachter mit gnadenlos defizitärem Fußballverstand offenkundig und das Heimteam hatte der Dominanz so gut wie nichts entgegen zu setzen. Freilich standen KSV-Coach Christian Stumpf gleich sieben Stammspieler nicht zur Verfügung, so dass zentrale Positionen völlig neu zu besetzen waren. Dies allein erklärt aber nicht den insgesamt schwachen Auftritt, der sich nur auf Grund der Abschlussschwäche des Gegners bis dahin nicht vorentscheidend auswirkte.
Die Truppe von Marco Schorb begann wie die Feuerwehr und wollte nach zwei sieglosen Partien mehr als nur gut spielen. So tat sich die erste Großchance schon in der vierten Minute auf. Christopher Baumann drosch eine scharfe Rechtsflanke aus nächster Nähe aber über den Kasten. Zwei Minuten später verhinderte KSV-Schlussmann Tim Nagel bravourös den Einschlag (6.) und bei der anschließenden Ecke setzte sich Philipp Brenner mit einem Kopfball durch, der knapp über den Balken strich (7.). Forchheim dominierte weiter das Geschehen, die Gastgeber konnten aber zumindest vorübergehend hochkarätige Gefahrensituationen verhindern. Ansonsten agierten sie weiter fahrig und gestatteten den Gästen viele Freiräume. Nach 25 Minuten setzte Baumann einen Freistoß aufs Tornetz und kurz darauf eröffnete sich ihm nach einem brillanten Zuspiel erneut eine große Gelegenheit. Der Heber über den frühzeitig heraus gekommenen Nagel überquerte aber knapp neben dem Kasten die Linie (26.). Weit weniger weniger gefährlich war wenig später sein Kopfballversuch, den Nagel sicher festhielt (30.). Von den Waldstädtern war bis kurz vor der Pause offensiv nichts zu sehen. Erst dann war eine Annäherung zu verzeichnen, als Moritz Hartung ein Zuspiel von Max Flammer über das Gehäuse hob (44.). In den Schlusssekunden brachten sie sich mit einem schlampigen eigenen Freistoß dann nochmal selbst in Bedrängnis. Die Forchheimer konterten blitzschnell und wiederum wurde Baumann bedient, der allerdings nicht genügend Druck unter den Ball bringen konnte (45.). Unmittelbar darauf bat der umsichtige und souverän leitende Erik Flaxmeier (SV Göbrichen) die Teams in die Kabinen.
Die einhellig vertretene Prognose für die zweite Hälfte bestätigte Forchheims Kreisligazweite, bei denen Torjäger Fritz Lindenberg verletzungsbedingt nicht mehr aufs Feld zurück kehrte, dann auch prompt. Zunächst war es schon wieder der umtriebige Baumann, der sich zum wiederholten Male seiner Bewachung entzog und bei einer Direktabnahme drüber zielte (47.). Kurz darauf fiel dann doch Führungstreffer, wozu es allerdings einer Standardsituation und eines nachlässigen KSV-Abwehrverhaltens bedurfte. Einen an den zweiten Pfosten gezirkelten Freistoßball drückte der aufgerückte Innenverteidiger Brenner aus kürzester Distanz zum höchst verdienten 0:1 ins Netz (50.). Für die Restspielzeit musste man nun allenthalben Schlimmeres für die Nordsternler befürchten. Umso überraschender war dann aber der weitere Verlauf der Begegnung. Als Willi Schroers Kopfball das Forchheimer Tor knapp verfehlte (55.), galt das noch nicht als Zeichen einer Wende und auch Hartungs Schuss nach einer Ecke taugte hierzu nicht (59.). Die Stumpf-Schützlinge attackierten aber zunehmend erfolgreicher ihre Gegenspieler und tauchten immer öfter in der Hälfte des Tabellenfünften auf. Die Qualität der Gäste reichte indessen weiterhin für druckvolle und flüssige Angriffsaktionen aus. Eine solche schloss dann auch Stephan Meißner mit einem sehenswerten Flugkopfball ab, der knapp am Pfosten vorbei flog (62.). Ansonsten gaben sich die nun wacheren und viel konzentrierter zu Werke gehenden Hausherren sich noch nicht geschlagen und sorgten für reichlich Arbeit in der Rheinstettener Deckung. So kam Hassan Hout frei zum Schuss, fand aber im glänzend parierenden Fabrice Schaefer seinen Meister (69.) Dann gab es wegen Verstoßes gegen die Rückpassregel indirekten Freistoß vor dem Gästetor. Schaefer bügelte das Missgeschick aber aus und wehrte den Hartung-Schuss per Fuß reaktionssicher ab (75.). Kurz darauf köpfte Hout eine Gob-Ecke über die Kiste (77.). Mit imponierendem Teamgeist versuchten die Waldstädter weiter zum Torerfolg zu kommen. Und auch ihnen verhalf dazu eine Standardsituation. Timo Gob brachte einen Freistoß in den Strafraum, wo Hartung energisch zum Kopfball ging und den viel umjubelten 1:1-Ausgleich markierte (80.). Danach sahen die Zuschauer einen offenen Schlagaustausch, weil sich beide Mannschaften mit dem einen Punkt nicht zufrieden gaben. Aljoscha Löffler konnte einen gewaltigen Schuss eines Forcheimer Sportfreundes jedoch noch abblocken und auf der Gegenseite verhinderten die Gäste Einschussmöglichkeiten des KSV gänzlich.
So trennte man sich am Ende friedlich, allerdings mit unterschiedlichem Zufriedenheitsgrad. Die Schorb-Truppe wähnte sich eher auf der Verliererseite, während sich die Jungs vom Aufsteiger zumindest als moralischer Sieger fühlen dürfen (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).
Aufstellung: Nagel – Härter, Kubiak, Decker, Löffler – Oliveira Frammer (87. Boran), Monteiro, Oliveira Schroer (58. Hout), Hartung – Gob, Eckert (73. Werner)
Schiedsrichter: Erik Flaxmeier (SV Göbrichen)
Tore: 0:1 Brenner (50.), 1:1 Hartung (80.)
Zuschauer: 60