Im Hardtwaldderby zwischen dem Tabellenzweiten Olympia Hertha und dem Karlsruher SV gab es in einer vom Spielverlauf her spannenden Begegnung keinen Sieger. Wenngleich das Niveau über weite Strecken weder sportlich noch in anderen Bereichen sich als vorzeigefähiges Anschauungsmaterial eignet, war zumindest reichlich Abwechslung geboten. Ein gedrehter Zweitore-Rückstand, ein Trainerverweis, Gelb-Rote Karten gegen zwei Hertha-Spieler, eine siebenminütige Nachspielzeit und ein zum Ausgleich verwandelter Strafstoß als allerletzte Aktion sorgten jedenfalls für reichlich Unterhaltung.
Die Gastgeber ließen sich gleich zu Beginn übertölpeln, als man sich bei einem Abwehrversuch nicht einig war. Sezgin Sanol nutzte die Gunst und drosch den Ball aus zwei Metern zum 0:1 in den KSV-Kasten (5.). Wenig später übersah Schiedsrichter Kappler leider eine Abseitsstellung von Giancarlo Clinca. Davon unbeeindruckt ließ dieser mit einem Flachschuss neben den Pfosten Kevin Schuster keine Abwehrchance (9.). Das frühe 0:2 verwaltete die Truppe von Kostas Gourgiotis dann geschickt und routiniert. Da andererseits die Waldstädter die nötige Spritzigkeit vermissen ließen und nur wenig kreative Ideen hatten, herrschte in den beiden Strafräumen keine Gefahr. Nach einer guten halben Stunde steigerten sich die Hausherren aber und fanden durch einen Freistoß wieder zurück ins Spiel. Von Mohamed Khlili Soltani in den Strafraum gezirkelt, köpfte Florian Engelhorn über den Torwart hinweg gegen dessen Laufrichtung zum 1:2 ein (38.). Sanol hätte bald darauf bei einem Konter den alten Abstand wieder herstellen können. Nachdem der KSV-Keeper bereits ausgespielt war, zielte er allerdings weit am leeren Kasten vorbei (43.). Auf der Gegenseite verpasste Dominique Ollendorff den Ausgleich, als er im Fünfmeterraum nur unkontrolliert abschließen konnte (45.).
Nach der Pause begab sich der Aufstiegsanwärter vom Adenauerring gleich wieder in Angriffsposition. Mehr als eine kleine Eckballserie und zwei eher harmlose Versuche von Vincenzo Pinelli (53., 54.) kamen dabei indes nicht heraus. Überdies wurde die Partie zunehmend zerfahrener. Einzig der Couchingzonen-Verweis für den Gästetrainer sorgte für etwas Aufregung (65.) und mit dem Ausgleichstreffer war deshalb auch nicht unbedingt zu rechnen. Mauricio Monteiro setzte sich fünf Minuten später nach dem Zuspiel von Ollendorff im olympischen Strafraum aber durch und netzte überlegt zum 2:2 ein (70.). Dies war der Auftakt einer dann doch noch interessanten Schlussphase. Die Stumpf-Schützlinge bekamen nun Oberwasser und witterten gegen etwas nachlassende Gäste ihre Chance. Die nutzte Simon Schreiber nach kunstvollem Zuspiel von Marco Wied zum sehr souverän eingeschobenen 3:2 (78.). Damit war die Partie zu diesem Zeitpunkt verdient gedreht. Kurz darauf schwächten sich zudem die Herthaner mit zwei Hinausstellungen (79., 82.). Im Grunde hatten die Nordsternler die Partie nun im Griff und Gelegenheiten zur endgültigen Entscheidung, beispielsweise erwischte Keeper Mehmet Özkul den Ball gerade noch vor dem einköpfbereiten Florian Engelhorn (83.). Die bis dahin größte Gelegenheit vergab dann Timo Gob, als er freistehend vor dem Hertha-Schlussmann völlig verunglückt agierte (89.). Als die dezimierten Olympianer nun alles auf eine Karte setzten, versäumte es die Heimtruppe, ihre Konter klug und erfolgreich zu Ende zu spielen. In der ungewöhnlich langen Nachspielzeit versuchte es Torwart Özkul bei einem Freistoß (90.+4), setzte diesen aus 25 Metern aber ebenso drüber wie Kollege Clinca (90.+5). Durch wenig cleveres Defensivverhalten gab der KSV in der letzten Spielminute dann doch noch den Sieg aus der Hand. Verursachte man doch relativ unnötig mit einem Foul am dribbelstarken Topojani an der Strafraumkante einen fälligen Strafstoß. Der in der Schlussphase vor allem durch rustikale Aktionen aufgefallene Hertha-Goali Özkul vollstreckte ebenso energisch zum nicht mehr erwarteten 3:3-Ausgleich (90.+7). Nach dem unmittelbar darauf erfolgten Abpfiff war der Zufriedenheitsgrad in beiden Lagern jeweils nicht eindeutig. Zumindest die Mitkonkurrenten im Aufstiegsrennen jedenfalls dürfte auch das Remis befriedigt haben. –H.D.Brumm(KSV)
Aufstellung: Schuster – Erlewein, Zürn, Engelhorn Michael, Schreiber – Ollendorff, Wied, Monteiro, Khlili Soltani – Engelhorn Florian, Daubner
Wechsel: Hout für Daubner (43.), Gob für Hout (63.), Daubner für Engelhorn F. (84.), Engelhorn F. für Daubner (90.), Helfenritter für Engelhorn F. (92.),
Schiedsrichter: Helmut Kappler (VfL Höfen))
Zuschauer: 75
Tore: 0:1 Sanol (5.), 0:2 Clinca (9.), 1:2 Florian Engelhorn (38.), 2:2 Monteiro (70.), 3:2 Schreiber (78.), 3:3 Özkul (90.+7, FE)