Kein Sieger im Nachbarvergleich.
Es war eines der schwächsten Lokalderbys der letzten Jahre zwischen den beiden Teams. Leckermäuler des gepflegten Fußballs kamen sicherlich nicht auf ihre Kosten. Wohl eher zufrieden gestellt wurden dagegen Liebhaber athletischer Hingabefähigkeit und entschlossener Zweikampfführung. Spielerische Höhepunkte und nennenswerte Torszenen gab es dagegen kaum zu bewundern. Interessanter ging es da schon am Spielfeldrand zu. So sorgten lebhafte, aber wenig formvollendete Kommentare einiger Fachexperten aus der VSV-Anhängerschaft wenigstens für unterhaltsame Ablenkung vom häufig tristen Spielgeschehen. Die Partie selbst blieb dennoch bis zum Schluss durchaus umkämpft und blieb so auch spannend. Vor allem in den Schlussminuten legten die Kontrahenten nochmals zu und bemühten sich jeweils um den Dreier, den sich aber keine Partei verdient hätte. So teilte man sich am Ende dann auch freundschaftlich die Punkte.
Die erste Torannäherung des Spiels verzeichneten die Gastgeber. Lukas Stingl setzte das Zuspiel von Luca Tobehn aus 15 Metern aber über´s Gehäuse (11.). Dann war Vadim Kanoukov auf der anderen Seite mit einem Flachschuss präsent, den Christian Becker locker festhielt (16.). Größer war die Aussicht auf einen Treffer nach einem KSV-Kopfball, den Christoph Helfenritter aber nicht gut genug platzieren konnte (18.). Minuten später gelang den Platzherren mit einer spektakulären Aktion der Führungstreffer, als Käpt´n Stingl nach einem Einwurf in der eigenen Hälfte das Spielgerät an der Außenlinie behauptete. Aus rund 40 Metern zündete er dann instinktiv und filmreif eine Bogenlampe, die über den überraschten und machtlosen Carsten Kitter hinweg unter der Latte zum gefeierten 1:0 einschlug (25.). „Kann man mal so machen“, wie Couch Christian Stumpf die filmreife Szene ebenso augenzwinkernd wie anerkennend lobte. Danach erarbeiteten sich die Büchiger besser in die kampfbetonte Partie und der KSV kam kaum noch über die Mittellinie. Als Vadim Kanoukovs Schuss aus zehn Metern noch leichte Beute für Becker darstellte (30.), war dies aber der Beginn einer Drangperiode der Gäste. Deshalb war es wenig überraschend, dass sie sich noch vor dem Seitenwechsel mit dem dann verdienten Ausgleich belohnten. Nach einer Balleroberung auf Höhe der Mittellinie spielte sich V. Kanoukov auf der linken Außenbahn blitzschnell bis zur Grundlinie durch und bediente mit einem Flachpass Bruder Marcel, der am ersten Pfosten schneller reagierte und trocken zum 1:1-Pausenstand einnetzte (41.).
Nach Wiederbeginn spielte sich das Geschehen hauptsächlich zwischen den Strafräumen ab, wo die Pfattheicher-Truppe ein leichtes Übergewicht hatte. Weil auch die Abwehrreihen auf beiden Seiten gut standen, blieben Torgelegenheiten bis in die Schlussminuten so gut wie aus. Zwei harmlose Abschlüsse von Hendrik Hadeler (48.) und Jonas Sirovec (82.), die der KSV-Keeper unaufgeregt aufnehmen konnte, haben allenfalls statistischen Wert. Als bei einem KSV-Abwehrversuch der Ball knapp am eigenen Kasten vorbei rutschte, war es dann doch noch gefährlich geworden (86.). Dies war es auch, als V. Kanoukov aus zwanzig Metern abzog, aber das Gehäuse doch klar verfehlte (89.). In der Nachspielzeit aber hätten die Hausherren fast noch den Lucky Punch setzen können, nachdem Jan Hoffmann aus dem Gewühl heraus den Innenpfosten getroffen hatte. Von dort trudelte der Ball entlang der Torlinie zum nächsten Pfosten, wo ihn sich Kitter in letzter Sekunde vor einem weiteren KSV-Angreifer wagemutig krallte (90.+3).
Dann ertönte der Schlusspfiff des ausgezeichneten Michael Romanowski, der auch hitzige Momente souverän und besonnen bewältigte und das Derby stets im Griff hatte. Mit dem insgesamt leistungsgerechten Remis kann zumindest die Heimelf gut leben, insbesondere in Anbetracht der Verletztenserie. Die Büchiger verpassten es indessen, mit einem Sieg den tabellarischen Abstand zu den Waldstädtern zu verringern, die ihrerseits nun wieder auf dem zweiten Rang liegen. Die nächste Aufgabe beim vom Abstieg bedrohten ASV Hagsfeld hat wiederum Derbycharakter und dürfte alles andere als ein Spaziergang werden. Deswegen fahren die Jungs aber auch nicht an die Tagweide (Dieter Brumm, Karlsruher SV).
Karlsruher SV: Christian Becker, Benjamin Bindereif, Christoph Helfenritter (46. Bjarne Waßmuth), Luca Tobehn, Jan Hunfeld, Philipp Werner, Moritz Hartung, Tim Hamm (88. Jan Hoffmann), Hassan Hout (68. Theodor Schlüter), Lukas Stingl, Lukas Eckert (90. Malte Oldemeier) – Trainer: Christian Stumpf
VSV Büchig: Carsten Kitter, Daniel Frick, Julian Böhm, Marcel Hemberle (81. Dominik Quittkat), Hendrik Hadeler, Daniel Dreyer, Robin Beck (77. Jonas Sirovec), Janis Tasos Müller, Marcel Kanoukov (73. Kevin Pfattheicher), Vadim Kanoukov, Piet Moysich (88. Janek Panasenko) – Trainer: Jens Pfattheicher
Schiedsrichter: Michael Romanowski (FC Germ.Neureut)
Zuschauer: 71
Tore: 1:0 Lukas Stingl (25.) 1:1 Marcel Kanoukov (41.)