Tag der offenen Tür bei Schlüter´s Viererpack.
In einer irren Auseinandersetzung zwischen dem Dritt- und dem Viertbesten der Rückrunde wurde den Anwesenden mit insgesamt zwölf erzielten Treffern ein Spektakel der besonderen Art geboten. Von Langeweile konnte zu keiner Zeit die Rede sein. Offensive Ausrichtung einerseits und nachlässige Defensivarbeit andererseits verteilten sich auf beide Seiten. So gab es Torgelegenheiten in Hülle und Fülle, mit leichten Vorteilen bei den Gästen, was sich dann auch im Endergebnis so niederschlug. Der Karlsruher SV verdiente sich den Auswärtsdreier mit mannschaftlicher Geschlossenheit, während die SG-ler ihre Stärken hauptsächlich in ihren starken Offensivspielern hatten. Bei den Waldstädtern, die verletzungsbedingt auf ihre drei besten Saisontorschützen verzichten mussten, sprang Mittelfeldstratege Theo Schlüter eindrucksvoll in die Bresche und zeichnete für die ersten vier Gästetore verantwortlich. Zumindest den KSV-Anhängern fehlte zur völligen Glückseligkeit eigentlich nur noch ein schattiges Plätzchen neben dem Kunstrasenplatz.
Wer zu spät kommt, … wird nicht vom Leben bestraft, muss sich aber jemanden zum Nacherzählen suchen. Und Anlass dafür gab es nach erst fünf Minuten schon genug. So zauberte Michel Deuß nach einer guten Kombination schon mal mit einem Hackentrick, den der SG-Keeper zunächst noch klärte, den gezielten Nachschuss von Theo Schlüter zur frühen Führung aber nicht mehr verhindern konnte (2.). Der KSV blieb im Angriffsmodus, fing sich aber leichtfertig einen Konter ein. Auf der rechten Seite zog Samet Demir davon und bediente den kaum bewachten Arijan Noci mit einem Querpass, der wenig Mühe hatte den 1:1-Ausgleich zu erzielen (4.). Nur eine Minute später leitete Torjäger Demir wieder über die rechte Angriffsseite den nächsten SG-Treffer ein. Sein Zuspiel auf den in der Mitte der unzureichenden KSV-Restverteidigung enteilten Niklas Dietrich vollendete dieser mit einem Flachschuss neben den Pfosten zum 2:1 (5.). Trotz des Schocks dauerte es nicht lange, bis die Truppe von Christian Stumpf wieder ins Spiel fand. Sie bestimmte auch bis zur Halbzeitpause mit überwiegend gutem Kombinationsspiel zwar das Geschehen, benötigte aber auch einiges an Aufmerksamkeit für die Offensivkräfte der Hausherren. Noci verfehlte aber den Kasten (10.) und bei den Versuchen von Demir war KSV-Aushilfsgoalie Malte Oldemeier auf dem Pfosten (25., 31.). Gefährlicher war ein schönes Dribbling von Dietrich, der aus 18 Meter nur knapp die Hütte verfehlte (31.). Die besseren Gelegenheiten verzeichneten bis dahin die Nordsternler. So scheiterte Schlüter mit seinem 20-Meter-Schuss an Ex-KSV-ler Kevin Schuster, der den Ball um den Pfosten lenkte. Mit dem anschließenden Eckball touchierte er dann den Querbalken (17.). Auch Moritz Hartung hatte eine gute Schussgelegenheit, verzog aber deutlich (30.). Kurz darauf kam nach einem Schlüter-Eckstoß Jan Hunfeld aus sechs Metern frei zum Kopfball, setzte den jedoch über den Kasten (35.).
Noch vor dem Halbzeitpfiff überschlugen sich dann die Ereignisse. Nach einem super Seitenwechsel von Luca Tobehn legte Hassan Hout per Kopf ab und Schlüter glich aus zwölf Metern überlegt zum verdienten 2:2 aus (43.). Kaum war der Jubel abgeflaut, hatte der Theo eine Idee. Im Mittelkreis an den Ball gekommen, zog er für jedermann überraschend ab und nach verifizierten 40 Metern senkte sich die Kugel über den machtlosen Schuster hinweg zum 2:3 ins SG-Tor (45.). Danach ging´s in die Pause, direkt und ohne Mittelanstoß, aber mit ausreichend Gelegenheit das fußballerische Kunstwerk ausgiebig zu verarbeiten.
Auch die zweite Hälfte war eine einzige Anreihung von Torgelegenheiten, mehr oder wenig gelungenen Abwehraktionen und weiteren sieben Goals. Zunächst knüpfte der Tabellendritte an den guten Spielfluss vor der Pause an. Tim Hamm wurde gleich Erfolg versprechend frei gespielt, verlor aber die Balance und schoss aus 14 Metern an der Kiste vorbei (47.). Kurz darauf blieb der Abschluss von Schlüter in der SG-Abwehr hängen (50.). Auf der Gegenseite warf sich Oldemeier filmreif in eine scharfe Flanke von Lorik Avdyli (52.). Mit einer weiteren guten Angriffsaktion waren die KSV-ler dann wieder erfolgreich. Über Hamm und Hout lief der Ball zu Schlüter, der äußerst überlegt mit seinem vierten Tagestreffer zum 2:4 einnetzte (56.). Sofort nach dem gegnerischen Anstoß wurde schnell wieder der Ball erobert und mit einer feinen Kombination auf engstem Raum legten die Waldstädter sogleich den nächsten Treffer nach. Bei Tobehn´s Querpass nach tollem Steckpass von Hout blieb Hamm diesmal standhaft und ließ Schuster beim keine Abwehrchance 2:5 (57.). Als der SG-Hüter einen schönen Freistoßball von Schlüter um den Pfosten gelenkt hatte (61.), verspürte man bereits eine leichte Unkonzentriert in Reihen der Gäste. Die erwartete Folge war ein Ballverlust im Mittelfeld mit schnellem Gegenstoß. Ohne viel Gegnerdruck konnte Dietrich von links in den 16-er flanken, wo es Demir mehr als leicht gemacht wurde, den KSV-Keeper zum 3:5-Anschluss zu überlobben (63.). Die Jungs von der Hertzstraße hatten nun Lunte gerochen und bekamen Oberwasser. Bei einem Freistoß von Demir köpfte dann auch A. Noci nur wenige Zentimeter am KSV-Pfosten vorbei (67.). Mit dem ersten gut angelegten Vorstoß gelang es dem KSV allerdings, den alten Abstand wieder her zu stellen. Auf Schlüter´s Quervorlage schoss Tobehn flach und platziert an den Innenpfosten, von dort fand der Ball am zweiten Pfosten den Weg über die Linie zum 3:6 (73.). Dann bugsierte Schuster den Abschluss von Dennis Bäuerle nach dessen engagiertem Solo noch aus der Torecke (77.). Schon der starke Freistoß von F. Noci, der das Tor ganz knapp nicht traf, hätte der erneute Anschluss sein können (78.). Der gelang dann durch einen etwas fragwürdigen Foulelfmeter zwei Minuten später. Demir ließ die Chance nicht liegen und verwandelte sicher zum 4:6 (80.). Statt zu erwartender unruhiger Schlussminuten konterten jedoch die KSV-ler direkt nach dem Anstoß. Schnörkellos wurden die Gastgeber überrumpelt: Steilpass nach vorne, Schlüter quer auf Hamm, souverän zum 4:7 eingetütet (81.). Im Minutentakt gab es dann Torgelegenheiten hüben wie drüben. Zunächst schoss Tobehn aus 18 Metern knapp über den Kasten (83.). Dann hatte auf der anderen Seite Avdyli aus kurzer Entfernung kein Glück (84.). Daraufhin wehrten die Erceg/Noci-Schützlinge eine KSV-Dreifachserie ab (85.). In der 89. Minute forderten die Gästefans erfolglos einen Strafstoß, stattdessen folgte im Gegenzug ein zweifelhafter Freistoß an der Strafraumgrenze für die SG. Den verwandelte F. Noci allerdings ebenso kraftvoll wie sehenswert zum 5:7 (89.). Hout hätte zwei Mal den alten Abstand herstellen können, schloss aber zu schwach oder zu ungenau ab (90.). In der Nachspielzeit musste andererseits der Gästekeeper sogar noch mal beherzt eingreifen, als er gegen den einschussbereiten Luis Fernandez im Fünfer bravourös rettete (90.+1) und zu guter Letzt hatte F. Noci mit einem Pfostenschuss Pech (90.+2).
Am Ende hatten die Jungs vom Sportpark die drei Punkte in einer für alle Beteiligten denkwürdigen Partie gebucht und stehen nun am Sonntag (Beginn 10:45 Uhr!) vor einer weiteren Herausforderung. Gegen den ambitionierten und spielstarken KSC III, der nur sechs Punkte dahinter auf Platz 6 rangiert, wollen die Stumpf-Jungs aber ebenfalls nicht verlieren. Zu viele Ruhephasen darf man sich dann aber nicht leisten. Das dritte Auswärtsspiel hintereinander auf Kunstrasen, ein gutes Omen nach zwei Siegen? (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).
SG Karlsruhe: Kevin Schuster, Ijobel Kidane (73. Caner Ulusoy) (78. Caner Ulusoy), Stephan Spengler, Can Özcihan, Nico Lo Murno (63. Marcel Materi), Luis Fernandez, Enis Shabani (51. Lorik Avdyli), Niklas Dietrich (69. Florian Noci), Shayan Koochaki, Samet Demir, Arijan Noci – Trainer: Goran Erceg – Trainer: Florian Noci
Karlsruher SV: Malte Oldemeier, Jonas Klodwig, Luca Tobehn, Jan Hunfeld, Moritz Hartung, Dennis Bäuerle, Tim Hamm, Michel Deuß (89. Lukas Eckert), Theodor Schlüter, Hassan Hout, Bjarne Waßmuth – Trainer: Christian Stumpf
Schiedsrichter: Philipp Getz (TV Spöck)
Zuschauer: 47
Tore: 0:1 Theodor Schlüter (2.) 1:1 Arijan Noci (4.) 2:1 Niklas Dietrich (5.) 2:2 Theodor Schlüter (43.) 2:3 Theodor Schlüter (45.) 2:4 Theodor Schlüter (56.) 2:5 Tim Hamm (57.) 3:5 Samet Demir (63.) 3:6 Luca Tobehn (73.) 4:6 Samet Demir (80. Foulelfmeter) 4:7 Tim Hamm (81.) 5:7 Florian Noci (89.)