Olympia Hertha entscheidet Gipfeltreffen gegen den KSV.

Mit einem dem Ergebnis nach deutlichen 5:2-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten unterstrich der Spitzenreiter seine Aufstiegsambitionen und durfte sich letztlich nicht unverdient zur Halbzeit- und vorzeitig auch zur Herbstmeisterschaft beglückwünschen lassen. Ein unvergessenes Highlight war die Angelegenheit aber nicht, wurde doch gemessen an den Ansprüchen über weite Strecken ein enttäuschendes Niveau geboten. Viel zu selten war erkennbar, dass hier die beiden Führenden des Klassements aufeinandertrafen. Die deutliche Halbzeitführung der Gastgeber resultierte ausschließlich aus Freistößen (zu deren Berechtigung es in der Mehrzahl im Übrigen weit auseinander liegende Meinungen gab). Auf jeden Fall erwiesen sich die erfahrenen Olympier nicht nur in diesen Situationen als cleverer. Die Waldstädter hingegen stellten sich bei der Verteidigung der Standards ziemlich knabenhaft an und trugen mit traumwandlerischer Unsicherheit den wesentlichen Teil zum leicht heraus gespielten Viertore-Vorsprung bei.

Schon kurz nach Beginn wurde der KSV mit dem schnellen Rückstand geschockt. Aytac Ekincier durfte in aller Ruhe unbehelligt einen Freistoßball annehmen, zum Torschuss zurechtlegen und mit einem Flachschuss neben den zweiten Pfosten zum 1:0 einnetzen (3.). Nicht viel später zirkelte Dimitrios Boziaris aus knapp 25 Metern einen Freistoß über die Mauer neben den Pfosten. Döring reagierte zu spät und musste nach nicht einmal einer Viertelstunde konsterniert das zweite Gegentor registrieren (14.). Vom KSV war bis dahin kaum etwas zu sehen. Lediglich Heiko Pflugfelder kam im Hertha-Strafraum zum Torschuss, zielte aber im Fallen über den Kasten (21.). Kurz darauf setzte Boziaris einen verunglückten Flankenball an den Querbalken (23.). Es sollte die einzige Bedrohung aus dem Spiel heraus im ersten Abschnitt bleiben. Was die Gourgiotis-Truppe aber nicht daran hinderte, weitere Treffer zu landen. Nachdem sich der KSV langsam seiner Normalform genähert und Benny Bindereif knapp am zweiten Pfosten vorbei gezielt hatte (27.), wurde ein „verursachter“ Freistoß erneut zum Torauslöser. Den in den Strafraum geschlagenen Ball konnte Murat Cetinkaya so gut wie ungehindert verarbeiten und aufs Tor bringen. Vom Pfosten sprang die Kugel quer durch den Fünfer, wo Boziaris die Situation am besten erkannte und aus drei Metern zum 3:0 eindrückte (38.). Sechs Minuten später entschied Schiri Nyasi Basaran wiederum im rechten Halbfeld auf Freistoß. Am zweiten Pfosten nutzte Ekincier die ungewohnte Freiheit und köpfte aus kürzester Distanz zum 4:0-Pausenstand ein (43.). Mit diesem überraschenden Zwischenstand traten die beiden Teams dann mit total unterschiedlichen Gemütszuständen den Gang in die Kabine an.

Den zweiten Abschnitt begannen die Waldstädter mit merklich verbessertem Angriffsschwung. Timo Gob schloss einen schönen Spielzug mit einem Schuss von der Strafraumgrenze ab, den Kai Diaz mit Mühe, aber bravourös über den Balken bugsierte (46.). Den daraus resultierenden Eckball von Gob köpfte Pflugfelder aus sechs Metern wuchtig über die Linie zum 1:4 Anschlusstreffer (47.). Fortan hatte die Begegnung dann vermehrt Züge eines Spitzenspiels. Vor allem die Waldstädter besannen sich nun häufiger ihrer spielerischen Qualitäten, blieben aber zu oft noch fehlerbehaftet. Aber auch die Truppe vom Adenauerring zeigte wenig Beschauliches, konnte sich dies angesichts des Vorsprungs aber leisten. Nur ein einziges Mal versprühte sie Torgefahr. Manuel Accardi ließ die klare Torchance allerdings liegen, als er es schaffte, statt des leeren KSV-Kastens den Ballfang zu treffen (68.). Dagegen bemühte sich die Stumpf-Truppe weiter um Ergebnisverbesserung. Nach gelungenem Kombinationsspiel verfehlte Moritz Hartung noch das Ziel (75.). Wenige Augenblicke danach markierte aber Florian Engelhorn dann den verdienten zweiten Treffer, als er ein gezieltes Anspiel von Sven Gelke mit einem Flachschuss zum 2:4 veredelte (76.). Kurz darauf zielte Bindereif nach einer Pflugfelder-Ablage aus zehn Metern zu unkonzentriert (78.). Die Nordsternler witterten nun ihre Chance, agierten zunehmend offensiver und waren dem dritten Treffer durchaus näher als der Tabellenführer dem fünften. Dennoch trat Letzteres ein, als ein Entlastungsangriff seltsam ungeschickt verteidigt wurde. Nicht gerade als Sprintkönig bekannt, entwischte Antonio Molino seinen Bewachern, umspielte noch den KSV-Goalie und schnippelte die Kugel zum alles entscheidenden 5:2 ins kurze Eck (85.). Trotz des klaren Rückstands blieben die Gäste bis in die Nachspielzeit engagiert. Allein Engelhorn fehlte aber zwischen der 86. und 94. Minute dreimal das nötige Abschlussglück.

Olympia Hertha durfte sich so als verdienter Sieger fühlen und hat nun beruhigende fünf Zähler Vorsprung auf den weiterhin den zweiten Platz besetzenden KSV. Um diesen zu verteidigen, bedarf es mehr als das am vergangenen Sonntag Gezeigte. Dass die Truppe den Ehrgeiz dazu hat, muss indessen nicht besonders erwähnt werden. (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV)

Aufstellung: Döring – Dietrich, Kirchner, Monteiro, Engelhorn Michael – Haupt, Pohl, Hartung, Bindereif, Gob –Pflugfelder

Wechsel: Engelhorn Florian für Haupt (46.), Gelke für Gob (69.)

Schiedsrichter: Niyazi Basaran (Fortuna Kirchfeld)

Tore: 1:0 Ekincier (3.), 2:0 Boziaris (14.), 3:0 Boziaris (38.), 4:0 Ekincier (43.), 4:1 Pflugfelder (47.), 5:2 Engelhorn (76.), 5:2 Molino (85.)

Zuschauer: 95