VfB verzweifelt am KSV-Keeper.
Es war ein seltsames Spiel an der Bruchwaldstraße, denn der Verlauf war nicht so eindeutig wie es das klare Endergebnis erscheinen lässt. Der Karlsruher SV ging als bis dahin zwar klar besseres Team mit einer verdienten Führung in die Halbzeitpause, schnürte in der ersten Viertelstunde nach Wiederbeginn bei ausgeglichenen Spielanteilen aus zwei Chancen einen Doppelpack zum 1:4, während es den VfB-lern in der anschließenden 30-minütigen Restspielzeit trotz großem Engagement und viel Ballbesitz nicht gelang, mehrere teilweise hochkarätige Einschussmöglichkeiten für eine Ergebniskorrektur zu nutzen. Ob sie deshalb noch mindestens den Ausgleich geschafft hätten bleibt Spekulation, völlig unrealistisch erschien es bisweilen aber nicht.
Sofort nach dem Anpfiff nahm die Begegnung Fahrt auf, vorsichtiges Abtasten war nicht angesagt. So sorgte ein Fast-Eigentor des KSV nach einem Eckstoß gleich für Aufmerksamkeit (3.). und Grötzingens Lorenz Dietz schoss aus 20 Metern vorbei (9.). Auf der Gegenseite wurde ein Freistoßball von Theo Schlüter per Kopfball geklärt (12.) und Tim Hamm schlenzte die Kugel knapp am Torwinkel vorbei (13.). Kurz darauf griffen die Waldstädter bei einem zügig vorgetragenen VfB-Angriff dann aber nur halbherzig ein. So legte sich Mattis Wagner den Ball ungestört zurecht und setzte den Ball sehenswert aus 17 Metern diagonal ins Dreieck (17.). Lange freuen konnten sich die Hausherren über die 1:0-Führung allerdings nicht. Denn Bjarne Waßmuth setzte die Heimabwehr mit einen entschlossenen Dribbling stark unter Druck und dann den Ball knapp unter die Latte zum sofortigen 1:1-Ausgleich (18.). Zwei Minuten später wurde ein 20 Meter-Versuch von Sebastian Svitac mit Windunterstützung zum Flatterball, den Christian Becker im KSV-Tor aber auf Kosten einer Ecke um den Pfosten wischen konnte (20.). Wenig später stand auf der anderen Seite VfB-Goalie Marc Märsch im Mittelpunkt. Zuerst klärte er reaktionsschnell den Abschluss von Lukas Stingl, um anschließend einen Freistoßnachschuss von Schlüter ebenfalls blendend zu entschärfen (22.). Nach einem KSV-Eckstoß stand Jan Hunfeld plötzlich völlig blank, köpfte dann aber klar vorbei (24.). Die Stumpf-Truppe hatte da schon die Spielkontrolle übernommen, sich aber erst zehn Minuten später die nächste Torchance erarbeiten können. Zunächst wehrte Märsch einen Schlüter-Schuss mit einer wiederum tollen Parade ab. Im Verlauf des nachfolgenden Eckstoßes flankte Schlüter flach vors VfB-Tor, wo Lukas Eckert goldrichtig stand und den Ball aus drei Metern trocken über die Linie zur 1:2-Führung einlochte (33.). Fünf Minuten später war der Torschütze zum Abschluss einer schön anzusehenden Kombination wieder aktiv, sein aussichtsreicher Versuch blieb jedoch in der gegnerischen Abwehr hängen (38.). Eher aus heiterem Himmel lag dann plötzlich der Ausgleichstreffer sprichwörtlich in der Luft. Der umtriebige Svitac hatte es gewagt, aus dreißig Metern mit List und Windunterstützung den KSV-Keeper zu überspielen. Nur der Querbalken machte ihm am Ende einen Strich durch die Rechnung, der Rückpraller fand dann keinen Abnehmer mehr auf Seiten der Hausherren (42.). Kurz vor dem Pausenpfiff wurde KSV-Kapitän Stingl dann noch einmal blendend in Szene gesetzt, konnte die Kopfballchance allerdings nicht nutzen (45.). So wurden mit dem knappen, aber verdienten Vorsprung zu Gunsten der Nordsternler die Seiten gewechselt.
Im zweiten Abschnitt sahen die Zuschauer zunächst ein ausgeglichenes Spielgeschehen mit nur zarten Torannäherungen. Deshalb kam der Torjubel der Waldstadt-Jungs nach einer Stunde dann doch einigermaßen überraschend. Zuvor war der Ball kombinationssicher in die gegnerische Abwehrzone gespielt worden. Eckert legte quer auf Schlüter, der sich geschickt in Schussposition brachte und aus 15 Metern flach und platziert zum 1:3 traf (60.). Als kurz darauf ein VfB-Vorstoß in der Gästeabwehr verpuffte, leitete Jan Hunfeld mit einem genialen weiten Pass auf den rechten Flügel zu Luca Tobehn den schnellen Gegenangriff ein. Dessen quer gespielten, gut getimten Flankenball drückte Waßmuth am zweiten Pfosten überlegt zum 1:4 über die Linie (62.). Nach diesem schulmäßigen Konterangriff wollten die Jungs von Coach Patrick Welle die Erwartungen der KSV-Anhänger auf eine geruhsame Restspielzeit allerdings nicht frühzeitig bestätigen. Das Geschehen auf dem Kunstrasenplatz veränderte sich vielmehr signifikant, wobei eine gewisse Nachlässigkeit und fehlende Achtsamkeit in den Reihen des Tabellenzweiten wohl einen nicht unwesentlichen Teil dazu beitrug. Zum Glück für die Sandhasen zeigte sich Goalie Christian Becker voll konzentriert und als Garant für den Bestand des Drei-Tore-Vorsprungs. Jedenfalls eröffneten sich in der Folgezeit den Gastgebern im Minutentakt Torgelegenheiten in Hülle und Fülle. So zielte Lorenz Dietz auf Flanke von Ruben Siegele (63.) ebenso über den KSV-Kasten wie Mattis Wagner per Kopfball (67.). Letzterer verfehlte auch mit seinem 18-Meter-Schuss wenig später knapp das Tor (70.). Bei weiteren vier Gelegenheiten bissen sich die Schützen am überragenden Becker die Zähne aus. Einen tollen Schlenzer von Svitac kratzte er noch aus dem Torwinkel (63.) und gegen Wagner rettete er im Eins gegen Eins per Fußabwehr (66.). Nach einem Klops in der KSV-Abwehr strebte dann Lars Holtz allein auf Becker zu, der das Duell wiederum für sich entschied (68.). Auch der frei zum Abschluss gekommene Nikolaj König konnte den Keeper, der am Pfosten zur Ecke abwehrte (71.), nicht überwinden. Danach wurde die Partie wieder etwas ausgeglichener, die KSV-ler vertändelten sich aber bei ihren Angriffsversuchen zu oft im Klein-Klein und Torgelegenheiten gab es erst wieder in der Nachspielzeit. Andererseits reichte die Einsatzbereitschaft, das Ergebnis zu halten und die Truppe vom Bikestore Sportpark vom eigenen Tor fern zu halten. Lediglich Fabio Di Marco und Adramane Konate gönnte man in der Nachspielphase noch je einen erfolglosen Versuch, das Tor zu treffen (91.,93.). „Austausch-Schiri“ Stefan Schweizer vom Fußballkreis Vaihingen/Enz, mit einer einwandfreien, vorbildlichen Spielleitung neben Becker bester Mann auf dem Platz (Chapeau), beendete sodann eine Begegnung, die mit dem 1:4 ein um mindestens ein Tor zu hoch ausgefallenes Ergebnis, aber insgesamt doch einen verdienten Sieg auswies für den Noch-Zweiten. Denn am Donnerstag geht es im sog. Spitzenspiel zu Hause gegen den eindeutigen Aufstiegsfavoriten Germania Neureut (Beginn 18:30 Uhr). Alles andere als ein Sieg des unangefochtenen Tabellenführers und ein Abrutschen der KSV-Entourage auf Platz drei wäre aktuell eine große Überraschung. Aber solches gelang ja auch schon im glücklich gewonnenen Hinspiel. Und Träumen ist erlaubt (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).
VfB Grötzingen: Marc Märsch, Stefan Schütz (57.Moritz Hauser), Lars Holtz (81. Abdramane Konate), Leon Steimer, Philipp Selchert, Vico Rappold, Marius Zoller (65. Fabio Di Marco), Nikolaj König, Lorenz Dietz (76. Ruben Siegele), Sebastian Svitac, Mattis Wagner – Trainer: Patrick Welle
Karlsruher SV: Christian Elias Becker, Jonas Klodwig, Benjamin Bindereif (73. Christoph Helfenritter), Jan Hunfeld, Moritz Hartung, Dennis Bäuerle, Tim Hamm (60. Luca Tobehn), Theodor Schlüter (81. Malte Oldemeier), Lukas Stingl (76. Hassan Hout), Lukas Eckert, Bjarne Waßmuth – Trainer: Christian Stumpf
Schiedsrichter: Stefan Schweizer (SV Gebersheim)
Zuschauer: 54
Tore: 1:0 Mattis Wagner (17.) 1:1 Bjarne Waßmuth (18.) 1:2 Lukas Eckert (33.) 1:3 Theodor Schlüter (60.) 1:4 Bjarne Waßmuth (62.)