Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte… Heute Nacht hatten wir wieder unliebsamen Besuch von Wildschweinen im Nordsternstadion. Wir wissen langsam nicht mehr, wo wir noch spielen und trainieren sollen.
Wildschweine verwüsten Fußballplatz
Sportvereine fürchten die Schwarzwildrotten
Von unserem Mitarbeiter Ekart Kinkel (BNN)
Über 40 Kinder sind bei der diesjährigen Fußball-Freizeit des KSV Rintheim-Waldstadt dabei und eigentlich sollte das Spiel mit dem runden Leder im Mittelpunkt der ersten Sommerferienwoche stehen. Doch inzwischen ist für Freizeitleiter Martin Krikis Improvisation Trumpf – Besuche im Fächerbad bieten eine willkommene Alternative zum Kicken auf dem Rasen. Der Grund: In der Nacht auf Mittwoch bekam der KSV Besuch von einer Rotte Wildschweine, die das Nordsternstadion durchwühlten und dort ein Feld der Verwüstung hinterließen. Die abschließenden Fußballspiele der Ferienfreizeit müssen deshalb auf den ebenfalls von Wildschweinen in Mitleidenschaft gezogenen Nebenplätzen ausgetragen werden. „Ausgerechnet unser schönster Platz ist nun für mindestens sechs Wochen unbespielbar“, sagt Krikis. Die Wildschweine kamen noch nicht einmal vollkommen unerwartet, bereits in der Nacht zum Montag waren laut Krikis einige Schwarzkittel auf den Rasenfeldern des Traditionsvereins unterwegs, der angerichtete Schaden hielt sich dabei aber noch in Grenzen. „Langsam wissen wir nicht mehr, was wir tun sollen“, sagt Krikis, die ständige Sanierung der Plätze koste viel Geld und Nerven und ein Ende der Wildschweinproblematik sei noch lange nicht in Sicht.
Das Thema Wildschweine ist bei den Vereinen im Traugott-Bender-Sportpark in der Waldstadt nicht neu. Seit einigen Jahren nimmt die Schwarzwildpopulation in Süddeutschland stetig zu und immer wieder dringen ganze Wildschweinrotten vom Hardtwald in die anliegenden Wohngebiete vor. „Über die unbebauten Flächen des Technologieparks kommen die Schweine dann auf die Sportanlagen“, mutmaßt Udo Biallas, Liegenschaftsreferent vom SSC Karlsruhe. Auch beim Nachbarverein des KSV haben die Verantwortlichen seit einiger Zeit mit den Folgen von Wildschweinschäden zu kämpfen. Die Sportvereine entlang des Adenauerrings kennen das Prob-lem schon lange. Weil die Bejagung der Wildschweine laut Auskunft der Forstverwaltung kaum intensiviert werden kann, sollen infrastrukturelle Maßnahmen die Sportanlagen schützen. Bei Gesprächen mit Vertretern aus den Sportvereinen und den städtischen Ämtern wurde bereits eine Strategie dafür entwickelt. Ein Zaun von der Südseite des Fächerbads bis kurz vor die Hagsfelder Allee soll die Wildschweine fernhalten, Drehkreuze und Tore sollen die Durchlässigkeit für Fußgänger und Fahrradfahrer erhalten. Aber solch eine Anlage schlägt mit rund 35 000 Euro zu Buche und die Stadt will laut Biallas „maximal 80 Prozent“ davon bezuschussen. Bleiben also noch 7 000 Euro für die Vereine. „Das ist viel Geld und vielleicht finden die Wildschweine anschließend einen anderen Weg auf die Anlage“, meint Biallas, eine Umzäunung aller Freiflächen sei im Traugott-Bender-Sportpark wegen des offenen Charakters der Anlage nämlich nicht möglich.
„Es kann nicht die Aufgabe der Sportvereine sein, die Wildschweine aus der Waldstadt fernzuhalten“, stellt auch der SSC-Vorsitzende Gert Rudolph klar. Noch seien zwar hauptsächlich die Vereine die Leidtragenden von der tierischen Invasion. „Aber was ist los, wenn Wildschweine auf Privatgrundstücken, Schulhöfen oder in Kindergärten auftauchen? Wenn vielleicht noch jemand zu Schaden kommt“, fragt Rudolph. Die Stadt habe ihre Pflicht getan und Vorschläge unterbreitet, heißt es aus dem Baudezernat von Bürgermeister Michael Obert, „nun sind die Vereine am Zug“. Prinzipiell müsse die Stadtverwaltung in diesem Fall gar nichts unternehmen, eine großzügige Unterstützung beim Zaunbau sei schon ein „großes Entgegenkommen“.
Eine solche Haltung der Stadt kann Krikis nicht nachvollziehen. Seine Einschätzung: „Da stimmt doch etwas nicht. Für ein neues Stadion werden Millionenbeträge bewilligt und bei der Sicherung der Nachwuchsförderung die Vereine alleine gelassen.“