KSV-Gastgeschenke machen Büchig zum Tabellenführer.

Es war eines jener Fußballspiele, bei denen die gerne bemühten Statistikwerte nicht zu dem an Toren gemessenen Endergebnis passen wollen. Tatsächlich hatten die Gäste deutlich mehr Spielanteile und mehr Torgelegenheiten und Eckstöße als der neue Tabellenführer zu verzeichnen. Zudem verwehrte ihnen zwei Mal Latte bzw. Pfosten den Ausgleichstreffer. „Wir hätten das Spiel gewinnen können, eigentlich müssen“, sagen sie. Die Sieger wiederum werden von durchaus glücklich zustande gekommenen drei Punkten sprechen, die man sich aber auch hart erarbeitet habe und „entscheidend seien eben die Tore“. Und die sind ja auch nicht geklaut, sondern vielmehr das Ergebnis großzügiger gegnerischer Unterstützung. Dafür muss man sich nicht entschuldigen, macht es aber für die Verlierer noch bitterer – zumindest für eine Weile. Und der neutrale Beobachter wird auf ein niveauvolles und lange Zeit spannendes A-Klassen-Match und die angebliche Fußballweisheit verweisen, dass es sowas halt nur im Fußball gibt. Letzteres hat natürlich noch nie gestimmt. Und außerdem würde sich so was ja doch irgendwann auch wieder ausgleichen. Was wiederum schon häufig gestimmt hat.

Die KSV-ler waren vom Anpfiff weg wacher und spielten sich sogleich in den gegnerischen Strafraum. Aber weder beim Kopfball von Wilhelm Oliveira Schroer (4.) noch beim Abschluss von Hassan Hout nach einem Superspielzug war VSV-Hüter Carsten Kitter ernsthaft gefordert (5.). Kurz wurden sie dann aber leichtfertig ausgekontert. Alexander Zöller ließ man aus dem Halbfeld in den 16-er flanken, wo Kevin Pfattheicher mutterseelenallein sich die Kugel zurecht legen und am KSV-Keeper vorbei zum 1:0 einschießen durfte (7.). Die Waldstädter mussten den frühen Rückstand erst ein wenig verdauen, gestatteten den Hausherren aber nur einen ungefährlichen Distanzschuss von Vadim Kanoukov (19.) sowie eine Freistoßchance von Pfattheicher, der knapp vorbei zielte (22.). Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Truppe von Christian Stumpf bereits eine durchaus klare Feldüberlegenheit erspielt und Kitter musste sich gegen Hout schon mächtig lang machen, um den Ball am Pfosten zu fassen (24.). Beim Schuss von Daniel Walz hatte er sichtlich weniger Mühe (26.). Als er wenig später einen Ausflug fast bis zur Mittellinie unternahm, hatte er allerdings Glück, dass die Aktion nicht ins Auge ging. Die Inspiration von Kapitän Walz, aus rund 30 Metern das verlassene Tor anzupeilen, ging nur ganz knapp daneben (31.). Die Aufnahme des zehn Minuten später von Oliveira Schroer „abgefeuerten“ Balles bedurfte wiederum keiner torwartspezifischen Qualität (41.). In der Nachspielzeit allerdings wurde das Spielgerät erst nach mehreren KSV-Versuchen kurz vor der Torlinie noch erfolgreich geklärt (45.+2). Andererseits gab es für die Gastgeber während der letzten 25 Minuten keine erwähnenswerten Torannäherungen zu verzeichnen, was auf Gästeseite die berechtigte Hoffnung im zweiten Spielabschnitt auf Resultatsverbesserung nährte.

Dies sollte sich dann auch bald bestätigen. Den von Hout getretenen, ersten Eckball nach dem Rohwedder-Wiederanpfiff setzte Dennis Bäuerle aber nur an den Pfosten (52.). Nachdem das Nachbarderby vorübergehend einige Ruppigkeiten hervor gebracht hatte, zeigten die Waldstädter einen prima Angriff über die linke Seite. Hout wechselte mit einer Flanke auf die andere Seite, wo Luca Tobehn direkt wieder nach innen passte, Lukas Eckert mit dem langen Bein (er hat kein kurzes) den Ball im Fünfmeterraum aber um Haaresbreite verfehlte (60.). Schon Minuten zuvor war die KSV-Feldüberlegenheit kurzzeitig unterbrochen. Mehr als ein den Kasten verfehlender Kopfball von Daniel Dreyer nach einem fragwürdigen Freistoß kam aber nicht heraus (63.). Nur kurze Zeit später waren die KSV-Jungs wieder tonangebend, schafften es aber weiterhin nicht, auf vorderster Linie abschlussreife Aktionen zu kreieren. Bis Eckert sich im Strafraum behauptete, sein aus der Drehung abgefeuerter Ball aber von der Lattenunterkante ins Feld zurück sprang und so erneut der verdiente Ausgleich verpasst wurde (69.). Zu allem Pech ließ man sich Minuten später an der Strafraumkante vom aufgerückten Janis Müller den Ball abluchsen, in dessen Folge dem ansonsten recht wenig geforderten Christian Becker bei der Bearbeitung des harmlosen Balles ein Missgeschick unterlief. Vom Oberkörper von V. Kanoukov prallte dann der Ball am Ende irgendwie über die Linie zum unwirklich erscheinenden 2:0 (77.). Das war aber noch nicht alles. Nur drei Minuten später peilte Marcel Kanoukov den kurz zuvor eingewechselten Marius Maier mit einem weiten Zuspiel ins vordere Zentrum an. Der heraus eilende Becker war Bruchteile zu spät am Geschehen, so dass der Büchiger die Kugel als Bogenlampe zum 3:0 ins KSV-Heiligtum lupfen konnte (80.). Die Partie war damit praktisch entschieden. Die Jungs vom Nordstern ließen sich dennoch nicht hängen und wollten zumindest das Ehrentor. Das gelang, allerdings erst in der 90. Minute, als Lukas Stingl nach seinem zunächst abgewehrten Kopfball im Nachschuss den Ball zum 3:1 im Netz unterbrachte. Kurz darauf hatte er sogar freie Schussbahn zum 3:2, doch Kitter warf sich noch erfolgreich dem Ball entgegen (90.+2). Diese Aktion passte stellvertretend für Vieles an diesem für die KSV-ler im wahrsten Sinne des Wortes geschenkten Tag (Hans Dieter Brumm, Karlsruher SV).

VSV Büchig: Carsten Kitter, Daniel Frick, Alexander Zöller (90. Jens Pfattheicher), Dominik Quittkat, Marcel Hemberle (76. Marius Maier), Hendrik Hadeler, Daniel Dreyer, Janis Tasos Müller, Kevin Pfattheicher (75. Julian Böhm), Marcel Kanoukov (86. Andre Übelhör), Vadim Kanoukov (81. Martin Sczesny) – Trainer: Jens Pfattheicher

Karlsruher SV: Christian Elias Becker, Jonas Klodwig, Moritz Hartung, Wilhelm Oliveira Schroer (80. Christoph Helfenritter), Daniel Walz, Luca Tobehn, Dennis Bäuerle, Pavel Bagrets (75. Malte Oldemeier), Hassan Hout, Lukas Stingl, Lukas Eckert (70. Robin Tom Schempf) – Trainer: Christian Stumpf

Schiedsrichter: Pascal Rohwedder (FC Viktoria Jöhlingen)

Zuschauer: 125

Tore: 1:0 Kevin Pfattheicher (13.) 2:0 Vadim Kanoukov (77.) 3:0 Marius Maier (80.) 3:1 Lukas Stingl (90.)