KSV-Serie reißt beim FC Eggenstein.

Nach zwanzig Spielen ohne Niederlage hat es nun auch den seit August 2022 unbesiegten Karlsruher SV erwischt. Im zweiten Spitzenspiel in Folge musste sich der bisherige Spitzenreiter dem Rangdritten geschlagen geben, der erstmals seit den unfassbar tragischen Ereignissen vom 11. März wieder ins Fußballgeschehen eingriff. Bei Dauerregen war es ein insgesamt ausgeglichenes und robustes Kräftemessen, bei dem die Heimelf bis an ihre Grenzen gehen musste, um dann auch die nach einer Stunde erzielte Führung über die Zeit zu bringen. Wenngleich die Karlsruher nach dem Seitenwechsel zwar spielerisch nicht mehr so eindrucksvoll zu überzeugen vermochten wie zuvor, hatten sie sich dennoch in beiden Spielabschnitten mehr Torgelegenheiten als die Alemannen erarbeitet. Bei den allerdings wenigen Hochkarätern scheiterten sie jedoch nicht zuletzt auch an der an diesem Tag überragenden Einsatzfreude der leidenschaftlich auftretenden Platzherren.

Nach der vor Spielbeginn zum Gedenken der bei dem Verkehrsunfall zu Tode gekommenen Fußballfreunde und Betreuer des FC Alemannia abgehaltenen Trauerzeremonie war es emotional nicht einfach, sich auf Fußball zu konzentrieren, insbesondere nicht für die Aktiven auf dem Platz. Glücklicher Weise sprang der Funke zwischen Mannschaften und Zuschauern schnell über. Als der Ball auf dem Spielfeld rollte und die üblichen Automatismen griffen, stellte sich allmählich auch Normalität ein.

Während die Gastgeber in Anbetracht der längeren Spielpause noch eine Anlaufphase benötigten, war die Truppe von Christian Stumpf eher präsent und bestimmte über zwanzig Minuten das Spielgeschehen, allerdings an vorderster Front gut abgeschirmt von der Eggensteiner Abwehr. Mit offensiverem Pressing fand dann auch der FC gut in die Partie und auch Gelegenheit zu einem ersten Konterangriff mit Torgefahr. Am Ende konnte KSV-Nachwuchskraft Emirhan Yasa noch vor der Torlinie den Rückstand unaufgeregt verhindern (23.). Nach einer halben Stunde hatten dann die weiterhin spielstarken Waldstädter einige Chancen. Die erste Annäherung, ein Kopfball von Luca Tobehn nach einer Yasa-Flanke, blieb eine leichte Beute des FC-Schlussmanns (32.).Kurz darauf war die Gefahr größer, als Lukas Stingl im Fallen noch abschließen konnte, der Ball aber noch abgefälscht knapp am Gestänge vorbei rutschte (36.). Zwei Minuten später befand sich bei einem 18-Meter-Schuss von Malte Oldemeier das Runde geradewegs auf dem Wege in den Torwinkel. Alemannen-Keeper Ermin Besic verhinderte den Einschlag indessen mit einer ebenso publikumswirksamen wie erfolgreichen Einlage (38.). Fast mit dem Pausenpfiff gab es bei den KSV-Anhängern dann schon Ansätze von Torjubel. Stingl verlängerte einen Eckball von Dennis Bäuerle per Kopf, am zweiten Pfosten segelte die Kugel aber um Zentimeter vorbei (45.). Kurz zuvor war auf der anderen Seite Nicolas Rudolf ebenfalls nach einem Eckstoß zum Kopfball gekommen. Der Eggensteiner Kapitän hatte aber dann doch arg weit am Kasten vorbei gezielt (42.).

Nach Wiederanpfiff des umsichtigen Jonas Becker (Langensteinbach) übernahmen zunächst die Schützlinge von Daniel Nischke die Regie. Trotz des verletzungsbedingten Ausscheidens von Christoph Helfenritter (52.) sorgten die KSV-ler bald wieder für ausgeglichene Verhältnisse und tauchten auch aussichtsreich im Alemannen-Strafraum auf. Hassan Hout schoss nach dem klugen Querpass von Oldemeier aus acht Metern aber knapp vorbei (56.). Wenig später brachten die Nordsternler nach schon geklärtem Angriffsversuch mit unkonzentriertem Aufbauspiel die Gastgeber wieder ungewollt in Ballbesitz. Lukas Doiler konnte dann von der rechten Seite ungestört vors Tor flanken. Dort löste sich Timo Schlösser und köpfte den Ball flach in Richtung Pfosten. KSV-Keeper Christian Becker – bis dahin so gut wie nicht beschäftigt gewesen – rutschte dabei auf dem glitschigen Untergrund weg und musste den nicht unhaltbaren Ball zum 1:0 passieren lassen (60.). Dass er sich dabei zu allem Unglück schwerwiegend verletzte und raus musste, schockte das KSV-Team deutlich mehr als der Rückstand. Trotz der notwendigen taktischen Umstellungen (für den nun ins Tor beorderten Mittelfeld-Akteur Oldemeier kam Offensivmann Janis Müller, 63.) zeigten die Stumpf-Schützlinge Moral. Auch wenn in Anbetracht immer schwieriger gewordener Platzverhältnisse die Präzision im Spielaufbau nachließ, lebte die Begegnung hauptsächlich vom Einsatzwillen der beiden Teams. Auch auf diese Weise gelang es den KSV-lern, zu Ausgleichsmöglichkeiten zu kommen. So konnten im Gedränge des heimischen Fünfers gleich zwei KSV-Versuche mit vereinten Kräften gerade noch abgewehrt werden (66.). Für wenig Gefahr allerdings sorgten die Abschlüsse von Stingl (71.) und Bäuerle (72.), die Besic locker aufnehmen konnte bzw. weit das Tor verfehlten. Trotz aller Mühen folgte eine längere spielerische Flaute mit vielen Unterbrechungen. Die Offensivaktionen der Schwarz-Gelben waren seit dem Führungstreffer überschaubar und ohne Torgefahr, was sich bis zum Schlusspfiff auch nicht ändern sollte. Vielmehr warfen die Karlsruher in der Endphase dann inklusive Torhüter alles nach vorne. Bei einem Freistoß von Jonas Kubiak keimte auch nochmals Hoffnung auf. Von einem Alemannen noch leicht abgefälscht senkte sich der Ball aber knapp hinter dem Tordreieck aufs Netz (89.). Und eine Minute später bugsierte Flugkünstler Besic das Gerät erneut über das Gebälk (90.). Auch die fünfminütige Nachspielzeit überstanden die Nischke-Jungs unbeschadet. Nicht nur, aber auch angesichts der zurück liegenden schwierigen Zeit darf man ihnen den Erfolg zweifellos gönnen.

Es war klar, dass die KSV-Truppe irgendwann auch mal als Verlierer vom Platz gehen würde. Nun war es soweit und gegen den immerhin Tabellendritten auch keine Schande. Vielleicht nicht unbedingt nötig zwar, für den Gegner aber auch nicht unverdient. Besorgniserregend ist die Niederlage also nicht. Lediglich das sich weiter gefüllte Lazarett macht Sorgen. Sportlich besteht schon am Donnerstag Gelegenheit, in die Erfolgspur zurück zu kehren. Was indessen weniger selbstverständlich ist als es die Tabellensituation aussagt. Der VfB Grötzingen kommt als Rückrundensechster zum Nordstern und befindet sich im Abstiegskampf grad auf der Überholspur. Da ist trotz Favoritenposition dringende Vorsicht geboten (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Becker – Helfenritter (52. Klodwig), Zürn (81. Kubiak), Wittemann, Yasa – Tobehn (85. Hartung), Oliveira Schroer, Oldemeier (63. Müller), Bäuerle – Hout, Stingl

Schiedsrichter: Jonas Becker (SV Langensteinbach)

Tore: 1:0 Schlösser (60.)

Zuschauer: 110