An diesem Sonntagnachmittag hatten es diejenigen wohl am besten, die sich erst gar nicht zum Siemenssportgelände aufmachten. Die erschienene kleine Fußballschar verspürte nämlich sehr wenig Spaß beim Zuschauen und musste mit einer hohen Schmerzgrenze ausgestattet sein. Es bedurfte schon einer gehörigen Portion Wohlwollen, dem Gekicke etwas Positives abzugewinnen. Das zeitweise kläglich trostlose Treiben, das allenfalls B-Klassen-Format hatte, lässt sich allein mit sehr schwierigen Platzverhältnissen nicht entschuldigen. Insbesondere beim KSV darf zudem das Fehlen zahlreicher Stammkräfte nicht als Begründung für die unverständlich häufigen Fehlleistungen in allen Mannschaftsteilen herhalten.

Gelungene Spielzüge waren eine Rarität und so teilten sich zwei gleichwertig schwache Mannschaften am Ende die Punkte, womit am ehesten noch die Waldstädter zufrieden sein können. Das Unentschieden dürfte beim Siemens-Tross dagegen wohl größere Qualen hervor gerufen haben, stand die Truppe von Kalle Bluck doch kurz vor einem möglichen Überraschungserfolg. Die Hausherren ließen aber in der ersten Halbzeit gute Torgelegenheiten ungenutzt liegen, während der sonst so auswärtsstarke KSV durch ein spätes Eigentor der SG noch mit einem blauen Auge davon kam.

Dabei waren die Jungs vom Nordstern während der ersten Minuten gut im Spiel und fanden des öfteren auch den Weg in den gegnerischen Strafraum, dort allerdings nicht die finalen Abschlusssituationen. Dies gelang auf der anderen Seite Sven Seyfert, der aus spitzem Winkel KSV-Torsteher Semen Inshakov erfolglos prüfte (12.). Sekunden später ging die SGS wie aus heiterem Himmel dann doch in Führung. Ein direkter Freistoß von Dominik Merk aus rund 30 Metern senkte sich über den Goalie hinweg neben den Pfosten zum 1:0 ins KSV-Gehäuse (13.). Der Rückstand erzeugte bei den Mannen von Christian Stumpf unverständliche Unsicherheit und Fahrigkeit, von Kombinationsspiel und Ballsicherheit keine Spur. Davon war zwar auch bei den Siemensianern nichts zu sehen, ihnen gelangen aber wenigstens einige torreife Vorstöße. So hatte allein Ante Grizelj zwei gute Möglichkeiten, brachte den Ball aber nicht am KSV-Hüter vorbei (24., 28.). Kurz vor dem Wechsel vergab David Weimar das mögliche 2:0. Anstelle eines Abspiels als günstigere Lösung entschied er sich selbst zu schießen, verfehlte den Pfosten aber um wenige Zentimeter (38.). Für die Gäste blieben lediglich ein Schuss von André Schifferdecker, der nicht platziert genug war (26.) und ein Kopfball von Christoph Helfenritter, den Schlussmann Carsten Kitter sicher fest hielt (34.), zu notieren.

Mit Beginn des zweiten Abschnitts nahm der KSV zunächst wieder das Heft in die Hand und machte seine Ausgleichsbemühungen deutlich. Mit dem ersten gelungenen Spielzug überhaupt war man dann auch gleich erfolgreich. Über eine entschlossene Einzelaktion von Daniel Arnold kam der Ball zu Simon Schreiber, der gefühlvoll von der Grundlinie nach innen passte. Dort postierte sich Timo Gob goldrichtig und drückte das Gerät aus zwei Metern zum 1:1 über die Linie (51.). Wer nun den berühmten Knoten als geplatzt wähnte, sah sich nur wenig später durch die wenig souverän agierende KSV-Defensive eines besseren belehrt. Nach einem Freistoß konnte Inshakov den Ball zunächst noch von der Unterkannte der Latte klatschen, im Anschluss daran beförderte dann aber Baris Gündogan per Kopf die Kugel irgendwie über die Linie zur erneuten Führung (55.). Als kurz darauf Timo Gob nach Zuspiel von Sebastian Justl in die fangbereiten Arme von Kitter (59.) köpfte, war dies zunächst die letzte ordentliche Aktion auf beiden Seiten. Mit der Führung im Rücken konnten sich die Hertzsträßler der meist untauglichen Gästeaktionen mit Einsatzwillen und Kampfkraft erfolgreich erwehren. Trotz beidseits verteilten Spielanteilen kam aber kein Team zu weiteren Chancen. Um wenigstens annähernd Torgefahr zu erahnen, musste nach belanglosen zwanzig Minuten ein Freistoß herhalten, der dann aber auch gleich Zählbares bewirkte. Schifferdecker drehte den Ball von der rechten Seite parallel in den Fünfmeterraum, wo ihn Aleksander Lukic beim Abwehrversuch per Kopf unglücklich ins eigene Netz zum zu diesem Zeitpunkt überraschenden 2:2 beförderte (79.). In der Restspielzeit war die überflüssige Gelb-Rote Karte für Helfenritter noch der Höhepunkt an Emotionalität. Daran konnte auch ein letzter Hauch beiderseitiger Angriffslust nichts mehr ändern. In Unterzahl waren die Waldstädter dann froh, wenigstens das Remis gerettet zu haben.

Der SG Siemens nützt der verbliebene Punkt relativ wenig und in der jetzigen Form wird es auch arg schwer werden, sich aus dem Abstiegsstrudel zu befreien. Auf KSV-Seite hofft man sehr, dass die schwache Leistung vom Sonntag nur ein einmaliger Ausrutscher war. Ansonsten müsste man für das kommende Heimspiel gegen den VfB Grötzingen Schlimmes befürchten. (H.D.Brumm)

Aufstellung: Inshakov – Schreiber, Conermann, Helfenritter, Justl –Arnold, Tesfamariam, Hartung (60. Gelke), Straub – Gob (90. Erlewein), Schifferdecker

Schiedsrichter: Simon Tenbeitel (Vreden)

Zuschauer: 19

Tore: 1:0 Merk (13.), 1:1 Gob (51.), 2:1 Gündogan (55.), 2:2 Lukic (79., ET)