Da war mehr drin.

Die Revanche für die am letzten Donnertag im Kreispokal (5. Runde) in Linkenheim erlittene 0:2-Niederlage glückte nicht. Trotz sehr ansprechender Leistung und größeren Spielanteilen vornehmlich in der ersten Halbzeit konnte der Karlsruher SV gegen den neuen Spitzenreiter auch in der Punkterunde nichts Zählbares holen.

Obwohl die Nordsternler während der ersten halben Stunde die Deutungshoheit hatten, lagen sie ab der 24. Minute mehr oder weniger unbegreiflich mit zwei Toren im Hintertreffen. Mit dem verdienten Anschlusstreffer von Dominik Pohl noch vor der Pause schöpfte die Truppe von Christian Stumpf dann auch berechtigten Mut zur Wende. Allerdings war die Offensivkraft der bis zum Ende der kampfbetonten zweiten Halbzeit nicht in dem Maße ausgeprägt, dass die sattelfeste und dicht gestaffelte Abwehr der Gäste hätte entscheidend überwunden werden können. Diese wiederum fuhren so einen zwar weniger glanzvollen, aber effektiven Arbeitssieg ein, bei dem beide Teams zudem in den Genuss pädagogisch interessanter Aspekte aus dem reichhaltigen Fußballrepertoire von Schiri Willi Ninmann gekommen waren.

Es waren noch keine 30 Sekunden gespielt, da hätte der K, da hätte der KSV bereits in Führung liegen müssen. Wenn nicht … Malte Oldemeiers perfekte Hereingabe vom einschussbereit frei stehenden Hassan Hout im Anfangseifer versemmelt worden wäre. Nach einer verletzungsbedingten Unterbrechung lag dann aber aus heiterem Himmel der FVL in Front. Einen aus der eigenen Hälfte unkontrolliert nach vorn geschlagenen Ball verlängerte Norman König ebenso aussichts- wie planlos in Richtung KSV-Strafraum. In einer wahren Slapstickeinlage kullerte das Spielgerät nach mangelhafter Abstimmung der beiden letzten Akteure im Schneckentempo über die Linie zum überraschenden 0:1 (4.). Seither erhoffen sich nun mindestens drei Viertel der Zuschauer durch eventuelle Videobeweisführung Klarheit über das wahre Geschehen. Denn der weitere standardmäßig voraussehbare Ablauf und die Erfahrung aus über 100.000 Fußballspielen legte bei einem durchschnittlich kenntnisreichen Stadionbesucher eine anhaltende Aufmerksamkeit in dieser Situation einfach nicht mehr nahe.

Der Schock saß den KSV-Jungs aber nicht lange in den Knochen und bald darauf bot sich auch eine weitere Großchance. Der von Marco Wied blendend frei gespielte Philipp Werner hatte plötzlich nur noch FVL-Keeper Sascha Lohner vor sich, der aber mit dem Körper den Ausgleich gerade noch verhinderte (15.). Die Gastgeber blieben weiter am Drücker, im letzten Drittel dann aber ohne Erfolg versprechende Ideen. In diese gute KSV-Phase hinein präsentierten stattdessen die Schützlinge von Torsten Zörb ihre momentane Effektivität vor dem Tor. Sascha Glutsch flankte hoch in den Strafraum, wo man Nicolas Dorn unbedrängt gegen die Laufrichtung von Nagel zum 0:2 einköpfen ließ (24.). Die ballsicheren Linkenheimer kamen dann zu zwei weiteren Torgelegenheiten Nagel wehrte den Schuss von Dorn ab (34.) und Chad Hall zielte mit einem Drehschuss vorbei (36.). Doch dann brachte eine Standardsituation die Hausherren wieder ins Spiel. Jonas Kubiak schlug den Ball in den Gästestrafraum, wo sich Mittelfeldakteur Pohl der Bewachung entzog und mit einem platzierten Kopfball aus der Nahdistanz den Anschluss zum 1:2 markierte (38.). Gleich im Anschluss glänzte auf der Gegenseite Hall mit einem Fallrückzieher, den Nagel ebenso bravourös entschärfte (39.).

Die zweiten 45 Minuten waren weniger ansehnlich und Fußball wurde über weite Strecken eher gearbeitet als gespielt. Die Hardtler verteidigten einsatzfreudig den Vorsprung und ließen vor ihrem Gehäuse wenig zu. Weil auch der KSV engagiert seine Chance suchte, ging allerdings nach vorne ziemlich wenig. In der 78. Minute hatte Hubert Badhofer mit einem Kopfball, der knapp am Lattenkreuz vorbei strich, die erste nennenswerte Gelegenheit im zweiten Teil. Zuvor waren die Hausherren näher am Torerfolg. Hout schloss aber zu fahrig ab (49.), Oldemeier setzte einen schönen Freistoß knapp über den Balken (60.) und bei einem Eckball verfehlten sowohl Kubiak als auch Kirchner kurz vor der Torlinie den möglichen Einschuss (76.). Mathias Eckert hatte mit seinem Diagonalschuss ebenfalls kein Glück (83.). Die nicht immer geglückten finalen Belagerungsversuche der Waldstädter brachten keinen Erfolg. Konteranfällig sah man sich stattdessen mit einer Chance von Benjamin Riexinger konfrontiert, der in Nagel aber seinen Meister fand (86.). Dass Hall in den Schlusssekunden weit vorbei statt mitten hinein zielte, war zu diesem Zeitpunkt dann keinen Aufreger mehr wert (90.+4).

Die Wege der beiden Teams bewegen sich gegenwärtig in unterschiedliche Richtungen. Die größeren Probleme werden dabei die Karlsruher zu bewältigen haben. Den Abwärtstrend zu stoppen werden sie mit Leidenschaft und Trainingseifer zweifellos angehen (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Nagel – Dietrich, Kirchner, Kubiak, Werner (76. Klodwig) – Pohl, Wied –Oliveira Flammer (46. Hartung), Oldemeier, Haupt (56. Eckert – Hout

Schiedsrichter: Willi Ninmann (Ettlingen)

Tore: 0:1 König (4.), 0:2 Dorn (24.), 1:2 Pohl (38.)

Zuschauer: 70