Aufstiegstraum unerfüllt – dennoch bleibt Stolz auf tolle Saison.

Auch bei der letzten Gelegenheit, sich in die Kreisliga zu spielen, vermochten die Jungs des Karlsruher SV wie im Hinspiel ihre vorhandenen Möglichkeiten nicht zu nutzen. Sicherlich ist es auch den besonderen Umständen eines Finalspiels geschuldet, nicht das allerbeste Leistungsvermögen auf den Platz bringen. Die erfahrene Truppe aus Schöllbronn riss zwar ebenfalls keine Bäume aus, war jedoch insgesamt ausgefuchster. Schon mit dem Hinspielergebnis im Rücken war sie praktisch nie zu offensiver Eigeninitiative gezwungen, sondern konnte aus den jeweiligen komfortablen Positionen heraus das Ergebnis verwalten. Im Verteidigungsmodus und mit einfallsreicher, vom Spielleiter seltsamer Weise nie sanktionierter Verzögerungstaktik brachten die Albtäler den unter Ergebnisdruck stehenden KSV immer wieder aus dem Spielrhythmus. Da sie mit solchen Unsportlichkeiten beim Schiri durchkamen, kann man ihnen ihr Verhalten aber nicht einmal verdenken. Zu bedenken gäbe das Geschehen allerdings schon.

Nach dem Führungstreffer Mitte der ersten Halbzeit war das 0:1 aus dem Hinspiel egalisiert. Eine unberechtigte Strafstoßentscheidung brachte die Jungs vom Sportpark dann vorübergehend aus dem Tritt und wenig später unglücklich gar in Rückstand. Nach der Pause erzielten sie dann zwar zeitig den Ausgleich, das wenigstens zur Verlängerung notwendige dritte Tor wollte jedoch trotz klarem Chancenplus und einem Pfostentreffer nicht mehr fallen.

Ohne Abtasten nahm die Partie Fahrt auf. Nach fünf Minuten hatte Sven Freese, Siegtorschütze aus dem Hinspiel, die erste Torgelegenheit, schoss aber im zweiten Versuch weit am Kasten vorbei (5.). Dann zirkelte Benjamin Weber einen 25-Meter-Freistoß an der Mauer vorbei, KSV-Keeper Christian Becker drehte den Ball aber ebenso sehenswert um den Pfosten (18.). Die Einheimischen strahlten trotz offensiver Herangehensweise bis dahin noch wenig Torgefahr aus. Eher überraschend glückte ihnen dann der Führungstreffer. Nach Einwurf von Kapitän Benjamin Bindereif bediente Matthias Eckert zügig Sturmkollege Lukas Stingl, der aus acht Metern stramm einnetzte (21.). Knapp zehn Minuten später sorgte Schiedsrichter Pascal Rohwedder für ersten Unmut bei den Hausherren, als er Daniel Walz ein Handspiel unterstellte und auf den Punkt zeigte. Selbst der nah am Geschehen agierende Schöllbronner Live-Berichterstatter stufte den Elfer wohlwollend als fragwürdig ein. Die Bewertung der Aktion beeindruckte Schütze Benjamin Weber allerdings nicht. Sehr souverän nahm er die unverhoffte Gelegenheit wahr und ließ Becker beim 1:1 keine Abwehrchance (30.). Kaum hatten sich die Waldstädter von dieser Unbill erholt, machten sie den an der Grundlinie eigentlich schon geklärten Ball etwas unbeholfen wieder scharf. Über Umwegen kam Philipp Schwemmle im Strafraum in Schussposition und brachte den unglücklich für Becker abgefälschten Ball im anderen Eck zum 1:2 unter (36.). Wenig später hatte Freese gar einen weiteren Treffer auf dem Fuß, als er freistehend über den Kasten feuerte (40.). Einen Ansatz von KSV-Torgefahr sah man dann erst Sekunden vor dem Halbzeit pfiff, als Stingl mit einer Direktabnahme einen Steilpass abschloss (40.+3).

Vor der trotz hochsommerlicher Temperaturen ansehnlichen Zuschauerkulisse gingen die Nordsternler, die wenigstens noch zwei Tore zumindest zum Gesamtausgleich brauchten, mit entsprechendem Elan in die zweiten 45 Minuten. Sogleich erarbeiteten sie sich auch zwei Gelegenheiten. Stingl konnte eine schöne Hereingabe von Hassan Hout aber nicht an Fabian Bäuerle im TSV-Tor vorbei bringen (48.). Dann entschärfte der Keeper nach Flanke von Christoph Helfenritter einen Kopfball von Bindereif mit einer Superparade (49.). Auf der anderen Seite allerdings stand dem sehenswerten Diagonalabschluss von Egor Gette nur der KSV-Pfosten im Wege (55.). Der anschließende Versuch von Freese war dann kein Problem für Becker (57.). Fast im Gegenzug passte Willi Oliveira Schroer auf Matthias Eckert, der aus zwölf Metern äußerst knapp das Gehäuse verfehlte (58.). Auf der Gegenseite sorgten die Gäste kurz darauf dann selbst für den Ausgleich. Dennis Bäuerle schlug von rechts einen gefährlichen Eckball an den ersten Pfosten, den Egor Gette beim Klärungsversuch ungewollt per Kopf ins lange Eck zum 2:2 beförderte (60.). Nachdem Schöllbronns Freese eine gute Gelegenheit unbewacht erneut nicht nutzen konnte (64.), standen die KSV-ler mehrmals vor dem Torerfolg. So wurde ein kluger Rückpass von Hout von der Schöllbronner Abwehr gerade noch zum Eckstoß geblockt (65.). Dann veredelte Lukas Batke eine herrliche Flanke von Helfenritter mit einem Kopfball, der jedoch vom Pfosten wieder zurück sprang (75.). Wegen zahlreicher Unterbrechungen und Spielverzögerungen kamen die KSV-ler erst wieder in der Schlussphase vor das gegnerische Tor. Nach einem Zuspiel von Janis Müller zielte Daniel Walz mit einem schönen Versuch nur Zentimeter am Gestänge vorbei (87.). Eine allerletzte Gelegenheit, die Verlängerung zu erzwingen, hatte Lukas Stingl, der sich aber die Kugel am linken Pfosten nicht mehr zeitig genug zurecht legen konnte (90.).

Sekunden später war die reguläre Spielzeit abgelaufen und ringsum rechnete man allein wegen üblicher bzw. übermäßiger Spielunterbrechungen (Trinkpause, längere Untersuchungen/Behandlungen verletzter oder verkrampfter Spieler, Auswechslungsvorgänge, Torjubel) mit einer angemessenen Nachspielzeit. Der Regel entsprechend verlängern außerdem absichtliches Spielverzögern und Zeitschinden (Unsportlichkeit) die Zusatzspielzeit. Für jedermann ersichtlich hatte dies bei der Schöllbronner Mannschaft durchgängig Methode, was die KSV-Sympathisanten zunehmend auf die Palme gebracht hatte. Wenn nicht schon während des Spielverlaufes mit den zur Verfügung stehenden Maßnahmen eingeschritten wird, darf angenommen werden, dass der durch das Fehlverhalten entstandene Zeitverlust wenigstens bei Bemessung der Nachspielzeit kompensiert wird. Mit den angezeigten lächerlichen vier Zusatzminuten war dies bei weitem nicht der Fall, diese ergaben sich fast allein aus verletzungsbedingten Verzögerungen. Diese knappe Restspielzeit war dann auch weiterhin mehr von diversen Verzögerungen als ansehnlichem Fußball geprägt. Am Ende jubelte Schöllbronn und ließ sich unübersehbar als dritten Kreisliga-Aufsteiger der Saison feiern. Die Tabelle lügt nicht und schon deshalb hat man sich´s verdient. Hierzu gratulieren wir aufrichtig und wünschen dem (abgesehen von …) sympathischen Team viel Erfolg in der neuen Umgebung.

Dass man sich beim Gastgeber in gewisser Hinsicht nicht anständig behandelt fühlt und die eigenwillige Spielleitung kritisch betrachtet, dürfte nachvollziehbar sein. Mit Schiri-Schelte oder schlechtem Verlieren hat dies aber nichts zu tun. Unabhängig davon an dieser Stelle noch ein Dank an Schiri-Assistentin Franziska Vögele für ihr besonnenes und verständiges Verhalten bei manchen emotionalen Aufgeregtheiten der KSV-Entourage. Ob der Heimtruppe mit einem größeren Spielzeitbonus das nötige Tor noch geglückt wäre, ist Spekulation. Häufig genug ist es aber schon passiert. Eindeutig wüsste man es freilich nur, wenn man den Jungs die gebührende Gelegenheit dazu gegeben hätte. Nun werden sie noch lange daran zu knabbern haben.

Das Aufstiegsziel haben die KSV-ler aber nicht in diesem Spiel vermasselt. Dennoch hätten sie es sich verdient. Aber es kann nur einen geben, der andere ist der Verlierer. Genau das sind die Mannen vom Sportpark samt ihrem Umfeld aber fürwahr nicht. Die Mannschaft hat – trotz der kleinen finalen Schwäche – Großes geleistet und mit einer tollen Saison viel Freude bereitet. Und dass sie in der Fairplay-Wertung mit weitem Vorsprung den Spitzenplatz in der Staffel belegen, ist durch aus ebenfalls beklatschenswert. Im Augenblick tröstet diese Urkunde freilich nicht wirklich.

Anmerkungen zum Schluss: Die Schiedsrichtereinteilung bei Entscheidungsspielen wirft für den Fußballinteressierten grundsätzliche Fragen auf. So hatte der unser Aufstiegsspiel leitende, höherklassig qualifizierte Pascal Rohwedder (Samstag, 17:00 Uhr) zusätzlich auch das unmittelbar am Folgetag stattfindende Relegations-Halbfinale um den Aufstieg zur Landesliga Mittelbaden (Sonntag, 15:00 Uhr in Neudorf) übertragen bekommen. Dass viele Schiedsrichter während der Saison des Öfteren mehrfach im Einsatz sind, ist nicht neu und häufig leider notwendig. Erklärungsbedürftig ist dennoch, weshalb ausgerechnet bei Entscheidungsspielen um Aufstieg oder Abstieg ein Doppeleinsatz in solcher Zeitdichte notwendig sein soll. Dass Herr Rohwedder auf Grund seiner Qualifikation das Duell eines Landes- und eines Kreisligisten pfeift, ist völlig in Ordnung. Weshalb er allerding am Tag zuvor quasi zum Aufwärmen das Aufeinandertreffen zweier A-Klassenvertreter leiten soll, ist schwer verständlich. Dass sich die niedrigklassigen Vereine dadurch herabgewürdigt sehen könnten, wäre nicht abwegig. Haben wir denn im Fußballkreis etwa keine ausreichend fähigen Sportkameraden, die zur Leitung eines Spitzenspiels zweier ambitionierter A-Klasse-Mannschaften bereit und in der Lage wären? Mir sind viele bekannt. Und mit den Ferien kann es nichts zu tun haben, es ist ja nicht ganz Deutschland in Urlaub (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufstellung: Becker – Zürn, Kubiak, Helfenritter, Bindereif – Walz, Oliveira Schroer, Bäuerle, Hout (69. Waßmuth, 82. Müller) – Eckert (63. Batke), Stingl

Schiedsrichter: Pascal Rohwedder (ATSV Mutschelbach)

Assistentinnen: Chantal Kann und Franziska Vögele (Karlsruher SC)

Tore: 1:0 Stingl (21.), 1:1 Benjamin Weber (30., HE), 1:2 Schwemmle (36.), 2:2 Gette (60., Eigentor)

Zuschauer: 435